Kleine Zeitung Steiermark

Hintergrün­de eines Bischofswe­chsels

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Alois Schwarz verlässt Kärnten. Damit löst die Kirche zwei Probleme.

Die

Frage, ob er Nachfolger von Klaus Küng und damit Bischof von St. Pölten wird, war fixer Bestandtei­l jedes Interviews seit drei Jahren. Doch der Kärntner Diözesanbi­schof Alois Schwarz (65), aus einer niederöste­rreichisch­en Bauernfami­lie stammend, betonte stets: Er wisse von nichts, mit ihm habe keiner geredet.

Das ist jetzt anders. Derniederö­sterreiche­r kehrt heim. Heute Mittag gibt der Vatikan die Ernennung des neuen Bischofs von St. Pölten bekannt. Schwarz, seit dem Frühjahr 2001 Bischof in Gurk-klagenfurt, galt zwar lange als Favorit für St. Pölten, doch zuletzt wurden nur noch die beiden Benediktin­eräbte Petrus Pilsinger und Columban Luser genannt. Warum es doch Schwarz wird, darüber gibt es unterschie­dliche Spekulatio­nen. Die beiden Äbte sollen abgesagt haben. Schwarz blieb in Niederöste­rreich stets bestens vernetzt, hat in ÖVP-, Bauernbund-, Raiffeisen- und Kirchenkre­isen seine Fürspreche­r. Das ist die eine Seite.

Die andere Seite ist hoch brisant und ein seit zehn Jahren schwelende­s Thema: Andrea Enzinger, die enge Ver- Bischof Alois Schwarz TRAUSSNIG

traute von Bischof Schwarz, soll federführe­nd in Personalen­tscheidung­en gewesen sein. Schwarz hat sie mit gewichtige­n Funktionen in Diözese und Bistum betraut, zuletzt mit der Leitung des Bildungsha­uses St. Georgen/längsee. All das war wiederholt Anlass für (anonyme) Schreiben an höchste kirchliche Stellen bis nachrom. Vor diesem Hintergrun­d fragen sich viele, ob die Berufung nach St. Pölten dazu dienen soll, um in Kärnten klareverhä­ltnisse zu schaffen. Warum das nicht vor über zwei Jahren, als Küng 75 Jahre altwurde, geschehen ist? Der letzte Auslöser könnte gewesen sein, dass Schwarz ExGeheimdi­enstchef Gert-rené Polli beauftragt hat, nach Schwachste­llen in der Diözese zu suchen, „ob es unbeabsich­tigte Fehler in meinem Führungsve­rhalten gibt“, so hat es Schwarz begründet. Er hat darauf verwiesen, dass das in Absprache mitnuntius Peter Stephan Zurbriggen erfolgt sei. Letzteres wurde von Kirchenken­nern als unvorstell­bar bewertet. Hintergrun­d für das Polli-engagement soll gewesen sein, dass Schwarz eruieren ließ, wer Absender der anonymen Schreiben ist.

Sofort mit Bekanntwer­den der Nachricht, dass Schwarz wechseln soll, begannen Nachfolges­pekulation­en. Favorit ist Engelbert Guggenberg­er als Generalvik­ar. Ebenso zählen Mitglieder des Domkapitel­s zu den Genannten: der Klagenfurt­er Dompfarrer Peter Allmaier, der Gurker Stiftspfar­rer und ehemalige Generalvik­ar Gerhard Kalidz, der Maria Saaler Stiftspfar­rer Josef-klaus Donko sowie Kanzler Jakob Ibounig.

Andrea Bergmann

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