Für den Befreiungsschlag
Derwechselreigen in der zuletzt angeschlagenen österreichischen Sozialpartnerschaft geht heute weiter. Mit Harald Mahrer rückt auch in der Wirtschaftskammer ein neuer Präsident an die Spitze.
Harald Mahrer als Stillen im Lande zu bezeichnen, wäre ein gewisses Missverständnis. Auch wenn sich der 45-jährige ehemalige Kurzzeitminister für Wissenschaft, Forschung und Wirtschaft seit Antritt der neuen Regierung im Dezember völlig rar gemacht hat in der Öffentlichkeit.
Die Rampenlicht-abstinenz offenbart eine Seite des Övp-politikers, die im täglichen Dauerkritik-karussell als eine helle betrachtet werden darf. Aus Kleingemetzeln hat Mahrer sich ohnehin immer herausgehalten, er nutzte die vergangenen Monate für Hunderte Gespräche mit Unternehmern und Mitarbeitern in der Kammer. Gründlich vorbereitet tritt er heute in die Fußstapfen Christoph Leitls. Dieser hatte mit seinem ausgeprägten Kampfgeist oft nicht die volle Unterstützung der eigenen Partei.
Der gebürtige Wiener Mahrer ist eng mit Bundeskanzler Sebastian Kurz befreundet. 14 Jahre war der Betriebswirt, Sozial- undwirtschaftswissenschaftler Unternehmer, gründete ein Forschungsund Beratungsunternehmen, war Teilhaber einer Pr-agentur, bevor er 2014 in die Politik ging und nun wieder gerne die Seite wechselt.
Die gleichzeitigen Neubesetzungen der Präsidenten in Arbeiterkammer, Landwirtschaftskammer und in der Gewerkschaft bieten eine ungewöhnlich große Chance auf eine Runderneuerung der Sozialpartnerschaft, im Sinne einer Not-wende in einer Zeit völlig neuer Veränderungsgeschwindigkeiten durch die Digitalisierung. Die Pflichtmitgliedschaft sieht er dennoch als Basis für die solidarische Unterstützung kleiner Firmen. Als Start-ups noch nicht im allgemeinen Bewusstsein waren, klapperte Mahrer sie ab, freute sich kindlich über gute Ideen.
Den Elementarthemen Bildung und Innovation klopfte der Freigeist in seiner Funktion als Staatssekretär und Minister sämtlichen ideologischen Parteimist herunter. Beim alten Grabenkampfthema Schule war Mahrer nicht ein einziges Mal untergriffig. Dreieinhalb Jahre verhandelte er an der Bildungsfront. Die Antwort auf die Frage, was ihn antreibt, ist simpel: „Positives bewirken.“
Harald Mahrer (45) löst heute Christoph Leitl (69) an der Spitze der WK ab