Ein Ex-liberaler in rechten Gefilden
Norbert Steger (74) sitzt nun dem Kontrollorgan des ORF vor.
Seine
Drohungen gegen Orf-journalisten, vom Redakteursrat als „Einschüchterungsversuche“gewertet, haben seinewahl zum Vorsitzenden des Stiftungsrats nicht verhindert (siehe Seite 92/93). Korrespondenten den Hinauswurf anzudrohen, ist freilich nicht Kompetenz des Aufsichtsgremiums; ihm obliegt die Kontrolle der Geschäftsführung.
Kritiker werfen Steger vor, Österreich „orbánisieren“zu wollen. Dabei galt der frühere FPÖ-CHEF (1980 bis 1986) und Vizekanzler der ersten rotblauen Bundesregierung einst als Liberaler. Der heute 74-jährige gebürtige Wiener war 1970 Mitbegründer des „Atterseekreises“, der sich als ideologisches Gegengewicht zum deutschnationalen Kreis in der FPÖ verstand. Als Jörg Haider 1986 Steger stürzte und Franz Vranitzky die Koalition platzen ließ, hieß es, die liberale FPÖ habe den Kampf verloren. Jahre später relativiert Steger seine ideologische Positionierung. Das Liberale Forum von Heide Schmidt war Steger „zu weit links gelegen“. Seine liberale Basis sei Mitterechts angesiedelt.
Mit 42 Jahren „Politpensionist“geworden, kehrte Steger in seinen Zivilberuf alsrechtsanwalt zurück, mitdem Betätigungsfeld strategische Geschäfts- undwirtschaftsberatung und eigener Firma. Mit der FPÖ versöhnte ihn Heinz-christian Strache, der Stegers Tochter Petra in die Politik holte; sie ist Sportsprecherin der Partei. Der
Frontalangriff auf Orf-journalisten war nicht die erste Ausfälligkeit dieser Art. Als Vizekanzler entriss er 1983Willy Mitsche das Mikrofon, weil dieser Jörg Haider „unbotmäßige Fragen“gestellt habe. Willy Mitsche wurde später Orf-direktor ...