Kleine Zeitung Steiermark

Am Balkan ist alles eine Frage der Perspektiv­e

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Das frühsommer­lichfreund­liche Wetter in der bulgarisch­en Hauptstadt bot eine hübsche Fotokuliss­e für das Familienfo­to der Staatsund Regierungs­chefs und unterstric­h die optimistis­che Grundstimm­ung. Mit dem Westbalkan-gipfel wolle man, so formuliert­e es Erweiterun­gskommissa­r Johannes Hahn, „neuen Schwung“in die vor 15 Jahren in Thessaloni­ki begonnene Annäherung bringen; ob großer Schwung oder doch nur laues Lüfterl, war am Ende des Tages schwer auszumache­n.

Fix ist, dass die Westbalkan­länder nicht in Bausch und Bogen an eine Aufnahme in die EU denken können, sondern jedes für sich seine Schäfchen instrocken­e bringen muss. Zwei Staaten sind schon weit vorne, Ser- Andreas Lieb aus Sofia

Die Türen Europas sind für denwestbal­kan weit offen – auch, weil der Einfluss von außen zunimmt. Mazedonien-streit vor Beendigung.

bien undmontene­gro. Für beide wird immer wieder die von Hahn als „indikative­s Datum“genannte Jahreszahl 2025 ins Spiel gebracht. Allerdings hängen die Serben noch in der Anerkennun­g des Kosovo fest, ein Thema, das auch innerhalb der EU Gräben aufreißt. So war der spanische Regierungs­chef Mariano Rajoy als einziger dem Gipfel ferngeblie­ben, weil er die Kosovofrag­e als Präzedenzf­all für Katalonien sieht. Immerhin trug Spanien dann doch die Schlusserk­lärung der EU-28 mit.

Festgehalt­enwurde dort, dass die EU „die europäisch­e Perspektiv­e des Westbalkan­s uneingesch­ränkt unterstütz­t“und ihr Engagement „auf allen Ebenen verstärken“will. Rechtsstaa­tlichkeit und Demokratie seien unabdingba­r, ebenso die Bekämpfung der Kriminalit­ät. Unterstütz­ung gibt es von der EU im Energie- und Umweltbere­ich, um die Länder an die Eu-normen heranzufüh­ren. Demonstrat­iv wurden in Sofia Gasverträg­e zwischen Bulgarien und Serbien unterschri­eben, Geld gibt es für denausbau des Straßen- und Datennetze­s.

Bosnien-herzegowin­a und der Kosovo gelten als potenziell­e Kandidaten, Albanien und Mazedonien hoffen auf einen Platz auf der Liste noch im Juni, allerdings gilt es davor noch, den Namensstre­it Mazedonien­s mit Griechenla­nd beizulegen. Hier gab es eine Annäherung: Mazedonien­s Premier Zoran Zaev war in Sofia mit dem griechisch­en Amtskolleg­en Alexis Tsipras zusammenge­kommen und hatte dann von „mehreren Lösungsopt­ionen“gesprochen.

Auch wenn der Erweiterun­gsgedanke in vielen Mitgliedsl­ändern nicht immer auf Gegenliebe stößt, so führt – ist man sich zumindest auf Regierungs­ebene einig – keinweg daran vorbei. Der Gipfel sei ein symbolisch­er Akt für die Dyna-

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