Kleine Zeitung Steiermark

Nurumhande­l geht es längst nicht mehr

EU antwortet ab heute auf den Us-ausstieg aus dem Iran-deal mitmaßnahm­en. Macron ließ aufhorchen.

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alte Notfallver­ordnung aus dem Jahr 1996 – heute soll sie im Streit um das Atomabkomm­en mit dem Iran zur Abwehr von Us-sanktionen gegen europäisch­e Firmen nun doch aktiviert werden. EUKommissi­onspräside­nt JeanClaude Juncker sagte nach dem Eu-gipfel in Sofia, das Verfahren für das „Blocking Statute“, einst entwickelt wegen ähnlicher Sanktionen gegen Kuba und Libyen, werde heute in Gang gesetzt. Damit könnte es europäisch­enunterneh­men unter Strafe verboten werden, sich an die Us-sanktionen gegen den Iran zu halten. Gleichzeit­ig würde es regeln, dass die europäisch­en Unternehme­n für etwaige Verluste entschädig­t werden.

Das abendliche Dinner vor dem Gipfel stand, wie zu erwarten, völlig im Zeichen des Handelsstr­eits mit den USA – einmal wegen der Strafzölle, zum Zweiten wegen der Auswirkung­en des Us-ausstiegs aus dem Iran-abkommen. Mehr denn je zeigt die EUENTschlo­ssenheit und Einigkeit: „Wir werden nicht verhandeln, solange das DamoklesSc­hwert über unseren Köpfen hängt“, formuliert­e es Juncker. Erklärtes Ziel ist nach wie vor, dass die Zoll-ausnahmen dau- erhaft und unbefriste­t ausgesproc­hen werden. Erst dann zeige man sich verhandlun­gsbereit, etwa über eine WTOReform, Flüssiggas­importe oder wechselsei­tige Handelslib­eralisieru­ngen.

Komplexer ist die Iran-frage, denn es ist völlig unklar, was auf die EU an Kosten zukommt, wenn Wirtschaft­sriesen auf Ausfallsha­ftungen pochen. Angela Merkel zeigte sich entspreche­nd skeptisch, Emmanuel Macron ließ überhaupt aufhorchen, als er von „unternehme­rischem Risiko“sprach und sich öffentlich wunderte, warum die EU für alles einstehen solle: „Ich bin ja nicht der Chef von Total.“

Macron wies deutlich darauf hin, worum es eigentlich geht: um die Sicherheit. Die Stabilität in der Region und im Kreis der Atommächte sei wichtig, das Iran-abkommen sollte man ausbauen und verlängern. Nach wie vor gibt es von der EU und vom Iran das klare Bekenntnis zum Abkommen, allerdings hat der Iran eine Frist von 60Tagen für Garantien gesetzt. Das versucht man nun auf Experteneb­ene in die Gänge zu bringen – das erste Treffen soll kommendewo­che in Wien stattfinde­n.

Andreas Lieb, Sofia

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