In Blau, Rot undweiß
Die Herzen weit, die Union-jack-kostüme auf Hochglanz gebracht, die Handys bereit: Windsor am Tag vor dem großen Moment als Treffpunkt für royale Fans, Geschäftstüchtige und Stadtschreier.
Um sieben in der Früh willst du hier sein? Erst um sieben? Vergiss es, Mann. Viel zu spät!“Joseph schüttelt sich vor Lachen, während er sich seine, nun ja, etwas auffällige Sonnenbrille penibel zurechtrückt. Dabei sind diese Gläser noch das am wenigsten Schrille an seinem Outfit: Er steckt in einem perfekt aufgebügelten Anzug, den von oben bis unten Union Jacks zieren. Selbst seine Doc Martens sind mit der Flagge des Königreichs versehen. Die Einserpanier, alle Jahre für die ganz besonderen Anlässe hervorgeholt.
Der sympathische, ursprünglich aus Ghana stammende Enddreißiger lebt seit 25 Jahren in Battersea im Südwesten von London. Er war schon bei der Trauung von Prinzwilliam und seiner Kate dabei, beim Neunziger der Queen und ihrem 60jährigen Amtsjubiläum 2012 ebenso. Joseph ist einer von unzähligen Royalisten im Great Park, die „es“sich nicht entgehen lassen wollen – und natürlich am Tag vor der Hochzeit bereits zugegen sind.
„Es“– das ist natürlich die Hochzeit des Jahres. Meghan und ihr Harry trauen sich, der junge, einst dem Partyleben nicht abgeneigte Prinz ist gezähmt. Vorfreude in Rot, Blau und Weiß – ein Land ganz bei sich und zugleich völlig außer sich. Joseph schwärmt in den höchsten Tönen von der Prinzgemahlin, betont den multikulturellen Aspekt und die Bedeutung des Commonwealth: „Sie wird die Menschen zusammenbringen!“Die Nacht verbringt er im Park, auch wenn Zelte aus Sicherheitsgründen verboten wurden. Das Wetter spielt immerhin mit, schön, als sei es vom Buckingham Palace bestellt worden. Zuvor habe ich Tony, einen sogenannten Stadtschreier und resche 82 Jahre jung, getroffen. „Eine ausgezeichnetewahl hat der Prinz da getroffen. Meghan, das ist eine Frau zum Heiraten. Ob aus der aber noch eine Diana wird?“, sinniert der bunt Kostümierte aus Chelmsford in Essex – bis er seine Glocke zu schütteln beginnt und auf etwas zu viel Dezibel setzt. Laute(r) Freude!
treffe ich Tony im „The Prince Harry“-pub wieder, er ruht sich gerade aus und isst mit Firmlingsappetit etwas Frittiertes, entfernt an Huhn Erinnerndes. Das Lokal, das vorher „The Three Tuns“hieß, taufte sich am vorigen Dienstag eigens um – kein schlechter Zeitpunkt dafür, möchte man meinen. Kelly, die das Pub führt, zapft in sportlichem Tempo „Harry and Meghan’s Windsor Knot Royal Wedding Pale Ale“. Sie hofft, dass Harry persönlich eines Tages bei ihr vorbeischaut, große Porträtbilder des