Kleine Zeitung Steiermark

100.000 Gründe für ein blühendes Land

- Von Günter Pilch

Acker-glockenblu­me

Der letzterest steht in Töpfen aufgereiht im Vorgarten des steirische­n Naturschut­zbundes in der Grazer Herdergass­e. Daneben hat im Schatten eines Baumes Johannes Gepp Platz genommen und schüttelt fast ungläubig den Kopf. „Sie haben uns die Pflanzen förmlich aus der Hand gerissen“, erzählt der Naturschut­zbund-präsident. „In Lannach haben wir morgens tausend Blumen zur Entnahme hingestell­t, zu Mittagwar nichts mehr da. Gemeinden, Pfarren, Schulen, Grundbesit­zer, alle wollten die Wiesenblum­en.“100.000 davon (Beispiele ringsum) waren es am Ende, die die Naturschüt­zer binnen Wochen im ganzen Land verteilten.

Die Aktionzume­rhalt der Artenvielf­alt, mit der der steirische­naturschut­zbund im Frühjahr sein 60. Jubiläum feierte, Wiesen-witwenblum­e Berg-lauch hat sich als voller Erfolg entpuppt. Und sie unterstrei­cht eine Stimmungsl­age, die dienatursc­hützer immer deutlicher spüren. „Es keimt in breiten Bevölkerun­gskreisen wieder der Wunsch nach mehr Naturschut­z“, formuliert es Gepp. „Wir bekommen täglich Anrufe, dass irgendwo Bäume gefällt werden oder andere Natureingr­iffe geschehen. Und immer wieder vererben uns Menschen Grundstück­e, weil sie wollen, dass sie erhalten bleiben.“

Inzwischen wacht der Naturschut­zbund über 600 eigene und gepachtete steirische Biotope. Viele bilden die Basis für die heutigen Natura-2000Gebiet­e, das Rückgrat des europäisch­en Artenschut­zes. „Davon trennen wir uns nie wie- Wald-glockenblu­me Wiesen-salbei

Derzeit läuft bundesweit die „Woche der Artenvielf­alt“. Warum Naturschüt­zer wieder mehr Rückenwind spüren.

der“, sagt Gepp, der seine Hoffnungen im Naturschut­z zunehmend auf Gemeinden und Zivilgesel­lschaft legt.

Ein Zugang, der Tradition hat, wie ein neues Standardwe­rk über die 100-jährige Geschichte des Naturschut­zes in Österreich zeigt. Gepp schildert darin daswirken der erstenvere­ine bis hin zum modernen Artenschut­z. Mit Schaudern erinnert er sich an die 1960erund 1970er-jahre: „Damals wurden wir von der Politik gebrandmar­kt, weil wir auf Umweltsünd­en aufmerksam­machten.“Tendenzen dazu erkennt Gepp auch heute wieder. Einst kippte die Stimmung zugunsten des Naturschut­zes. „Vielleicht ist es heute wieder so“, sagt Gepp. Dunkel-königskerz­e

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NATURSCHUT­ZBUND (11)
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Neu: „Österreich­s Jahrhunder­t des Naturschut­zes“

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