Ganz gepflegt in den politischen Nahkampf
Rechtsprofessor Giuseppe Conte (54) soll neuer Premier in Italien werden.
Wie
ein Revolutionär sieht Giuseppe Conte nicht aus. Der Juraprofessor, der auf dem bestenweg ist, italienischer Ministerpräsident einer von Populisten geführten Regierung zu werden, tritt sehr gepflegt auf. Conte liebt Anzuggilet, Manschettenknöpfe und Einstecktücher. Nicht ein graues Haar ist auf dem Kopf des 54-jährigen Vaters eines Sohnes zu erkennen. Der Süditaliener ist katholisch und verehrt auch einen der beliebtestenheiligen in Italien, Pater Pio aus Pietrelcina. In seinen Studien an deruniversität Florenz sowie an der renommierten Privatuni Luiss in Rom widmete sich der Zivilrechtsprofessor der hemmenden oder förderndenwirkung von Gesetzen.
Conte ist kein Gewächs der vomsatiriker Beppe Grillo gegründeten FünfSterne-bewegung, steht ihr aber seit einigen Jahren nahe. Offen bleibt, wie er ohne jegliche politische Erfahrung eine Regierung mit sehr unterschiedlichen Partnern führen kann, die 2300 Milliarden Euro Staatsschulden verwaltet und die Neuverhandlungen einiger EU-PArameter fordert. Nicht gerade vertrauensfördernd wirken die Ungenauigkeiten im Lebenslauf des Professors. In der Datenbank der New York University taucht kein Student oder Fakultätsmitglied namens Giuseppe Conte auf – obwohl dieser zeitweise dort studiert haben soll. Das Internationale Kulturinstitut in Wien wiederum, an dem Conte seine Jurastudien perfektioniert haben will, ist eine Sprachschule.
Seine Einstellung zu den Herausforderungen als italienischer Premier fasst ein Spruch zusammen, den Conte jüngst für sein Profilbild aufwhatsapp gewählt hat: „Jede Leistung fängt mit der Entscheidung an, es zu versuchen.“