Kleine Zeitung Steiermark

Wie lange will die Politik noch warten

- Von Michael Saria

Sollen Ärzte ruhig Alarm schlagen und andere Städte auf die Bremse steigen – in Sachen Feinstaub bleibt in Graz der Autoverkeh­r unberührt. Warum in allerwelt?

Ein Foto mit zwei lächelnden Politikern und ein Bericht auf der Website der Stadt Graz mit dem Titel „Luftqualit­ät in Graz hat sich verbessert“: Das blieb kürzlich also übrig von der Präsentati­on einer Studie zur Luftgüte.

Das muss man sich geben: Da untersuche­n Experten fast zwei Jahre lang – von der Politik beauftragt – die verhängnis­volle Beziehung zwischen Kraftfahrz­eugen und Feinstaub. Da empfehlen sie letztlich die Einführung einer Citymaut oder autofreie Tage als „wertvolle Alternativ­e“. Und Landesrat Anton Lang (SPÖ) sowie Bürgermeis­ter Siegfried Nagl (ÖVP) sagen trotzdem Nein, weil sie andere Ergebnisse ableiten. Die Folge: Das Auto bleibt unberührt.

Mit Verlaub, hier steige ich auf die Bremse. Warum in aller Welt kommt der Individual­verkehr in Graz einmal mehr ungeschore­n davon?

Bereits 2011 berichtete die Kleine Zeitung von

Ärzten, die wegen steigender Atemwegser- krankungen Alarm schlagen (siehe links) – und vom „Versagen der Politik“. Und sieben feinstaubb­elastete Jahre danach debattiere­n wir über das richtige Fazit einer Studie?! enn Bürgermeis­ter Nagl betonte, dass der Verkehr mit nur noch vier Prozent eine „untergeord­nete Rolle“spiele. Stimmt so nicht, entgegnen Experten: Diese vier Prozent würden sich nur auf den Auspuff beziehen – beim Abrieb und bei Aufwirbelu­ngen gebe das Auto in Sachen Feinstaub immer noch Gas.

Ist das nicht ein fatales Signal, wenn man Schritte gegen Kraft-

Dfahrzeuge nicht aufgrund einer belegbaren Sinnlosigk­eit absagt – sondern weil man die von Experten untermauer­te Sinnhaftig­keit anders interpreti­ert? Ja, in Graz ist viel passiert – vomfernwär­meausbau bis zum Autobahn-100er. Ja, gerade Bürgermeis­ter Nagl hat günstigere Öffi-tickets forciert. Ja, auch der Hausbrand muss reduziert werden. Doch: Nein, bis heute hat man in Graz keinen Schritt gegen Autofahrer gesetzt. Stattdesse­n tüftelt man an einer Parkgarage im Stadtzentr­um.

Dabei ist so etwas keineswegs aus der verdreckte­n Luft gegriffen: Deutsche Städte haben eine Umweltzone­eingeführt­undauch die höchstrich­terliche Erlaubnis für ein Diesel-fahrverbot bei extremer Belastung erhalten. Und in Paris, London und Madrid ist der innerstädt­ische

Verkehr drastisch ein-

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