Derbürgerangstvor digitalen Monstern
Nun kam er doch nach Europa, auf den „Grill“des Europäischen Parlaments, und entschuldigte sich unablässig weiter: Facebook-gründermarkzuckerberg gelobte vieles, ließ aber wie schon vor dem Us-senat ebenso viel offen.
Zuvor, währenddessen und nach dem Treffen musste sich Parlamentspräsident Antonio Tajani selbst Fragen gefallen lassen, vor allem eine: Wenn schon Mark Zuckerberg endlich in Brüssel ist – warum gibt es keinen öffentlichen Diskurs im Parlament, sondern bloß eine Sitzung im Kreis der Fraktionschefs, die erst nach Protesten im Livestream übertragenwurde? Tajaniwand sich, räumte dann ein, es sei seine Idee gewesen. Immerhin sei der Facebook-gründer kein Europäer, es handle sich auch um keine obligatorische Anhörung.
Nun, immerhin, Zuckerberg kamins Parlament, das 500 Millionen Facebook-nutzer vertritt – weit mehr als in den USA. Der Milliardär erschien inmitten eines Menschenpulks, wie ein Filmstar, wurde abgeschirmt in höchster Sicherheitsstufe. Und die Bilder, die man vomzehnstündigen „Grill“im Us-senat kannte, sie wiederholten sich. Der Gast zeigte sich blass und schmächtig, fast de- Andreas Lieb aus Brüssel mütig entschuldigte er sich wiederholt für das Datendesaster mit Cambridge Analytica und gelobte fortwährend Besserung. Die Datenschutzgrundverordnung in drei Tagen werde er selbstverständlich einhalten. Er sei sich seiner Verantwortung in Sachen Datenmissbrauch, Fake News und gefälschten Konten sehr bewusst.
Schaffen will er das mit Abertausenden neuen Mitarbeitern: „Wir verdoppeln das Personal, das für Sicherheit sorgt, auf 20.000.“Und mit künstlicher Intelligenz. „Wir können schon jetzt 99 Prozent aller Nachrichten, die mit IS oder Al Kaida in Verbindung zu bringen sind, herausfiltern, bevor das einem Nutzer aufgefallen ist“, berichtet Zuckerberg stolz. Also intelligente Computer, die Inhalte undalgorithmen kontrollieren?
Guy Verhofstadt, liberaler Fraktionschef, fühlte sich dabei unwohl: „Ich glaube, Sie haben keine Kontrolle über Ihr Unternehmen. Heuer haben Sie sich schon dreimal entschuldigt, und es ist erst Mai.“Und dann: „Wie wollen Sie der Menschheit in Erinnerung bleiben? So wie Bill Gates und Steve Jobs? Oder als digitales Monster?“
Da muss Mark Zuckerberg weit ausholen, geht zurück in seine Studenten-wg: Damals sollte die Gemeinschaft der Nutzer auf Problemfälle hinweisen, das Internet solle zum Wohlbefinden der Menschen beitragen. Jetzt muss er Maßnahmen setzen: Nach Problemen mit der Live-funktion – es kam zu Suiziden oder Gewalttaten – seien 3000 Menschen damit beschäftigt, innerhalb von zehn Minuten einzuschreiten. Gefälschte Konten sollen aufgespürt und