Nonkonform in Form
Im Künstlerhaus Graz laufen zwei Ausstellungen, die den Zusammenhang von Individuum, Kunst und Kultur pointiert verbildlichen.
Manchmal hilft nur Ironie, umdiekomplexitäten in den Griff zu bekommen. Im Falle von Ashley Hans Scheirl beginnt die Vielschichtigkeit schon beim Namen beziehungsweise in der Verortung der eigenen geschlechtlichen Identität. An ihrem 40. Geburtstag beschloss die als Angela Scheirl in Salzburg geborene und aufgewachsene Künstlerin, Testosteron einzunehmen und sich Hans zu nennen. Vor zwei Jahren, an ihrem 60. Geburtstag, hatte sie dann genug von Identitätszuschreibungen und den damit verbundenen Diskursen und stellte ihremnamen ein Ashley voran.
Gegen die vorurteilslastige, zur ideologischen Festschreibung neigende Eindeutigkeit opponiert auch ihre Kunst, die sich als „life art“versteht, stets unter Anführungszeichen gestellt ist, ihrethemendemkonfliktreichenumgang mit der eigenen Identität und Sexualität entnimmt und sich auch formal der Synthese von an sich Disparatem verschreibt.
Das Künstlerhaus Graz zeigt unter dem Titel „Genital Economy Posing“einen Quer- schnitt durch die filmischen Arbeiten der Künstlerin, ältere und jüngere Zeichnungen, die sich in prononciert kindlicher Machart an der Grundausstattung des menschlichen Körpers abarbeiten, und – im Hauptraum – ein effektvoll inszeniertes Ensemble von Malereien, wie es zuletzt auf der documenta inathen zu sehenwar. Ein roter Teppich führt hier an