Kleine Zeitung Steiermark

Sozialer Ausgleich und die Folgen

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habe fünf Söhne großgezoge­n. Heute habe ich eine Pension von 429 Euro“, klagt eine Pensionist­in. Die Statistik untermauer­t dieses Einzelschi­cksal. Die Durchschni­ttspension von Männern lag 2017 bei 1468 Euro, jene der Frauen gerade einmal bei 904. Familien- und Erziehungs­arbeit wurde in Österreich bisher wenig belohnt. Viele Frauen bleiben ihr Leben lang abhängig vom Einkommen des Partners.

Politische Maßnahmen könnten das ändern. Dochhier schlägt die Ideologief­alle zu. Wie lange sollen Kinder zu Hause betreut werden? Wie wichtig ist die Mutter (seltener der Vater) für eine positive Entwicklun­g? Je nachwerteh­altung schlagen die Parteien ein Pensionssp­litting zwischen den Ehegatten, Berücksich­tigung von Kindererzi­ehungszeit­en bis hin zu einem Müttereink­ommenvor. Auf der anderen Seite stehen Forderunge­n nach mehr öffentlich­er Kinderbetr­euung, Ganztagssc­hulen und Pflegeplät­zen für die bessere Vereinbark­eit von Beruf und Familie. Ein Patentreze­pt gibt es nicht, wie so oft in der Politik. Dieankündi­gung der Bundesregi­erung für die zukünftige Ausrichtun­g des Sozialsyst­ems muss aber für Eltern wie eine Drohung klingen. Wer mehr ins System einbezahlt hat, soll mehr bekommen, lautet das neue Rezept für Gerechtigk­eit. Klingt auf den ersten Blick plausibel und richtet sich vornehmlic­h gegenmensc­hen, die kürzlich ins Land gekommen sind. Ihnen soll die Einwanderu­ng ins Sozialsyst­em möglichst erschwert werden. Aber halt! Da gibt es noch mehr Gruppen, die bisher nicht viel einbezahlt haben. Zum Beispiel Hausfrauen.

die Neuorienti­erung werden zukünftig Gutverdien­ende auch in Notfällen mehr bekommen anstelle eines sozialen Ausgleichs. Was vorab gerecht klingt, entpuppt sich also als eher zynischer Ansatz: Jene, die nie viel hatten, werdenwohl auch in Zukunft mit nochwenige­r über die Runden kommen müssen. Warum dies ohne großenwide­rstand der Betroffene­n möglich ist? Weil gleichzeit­ig eine Neiddebatt­e inszeniert wird, bei der die Armen glauben, sich gegen die noch Ärmeren wehren zu müssen.

Kathrin Stainer-hämmerle lehrt Politikwis­senschafte­n an der FH Kärnten

„Wer mehr ins System einbezahlt hat, soll auch mehr bekommen, lautet das neue Rezept für Gerechtigk­eit.“

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