Kleine Zeitung Steiermark

Ingrazerpa­rks, da blüht der Drogenhand­el

- Von Bernd Hecke

Mittenamta­g und völlig offen gehen Dealer in Graz ihrem Geschäft nach. Polizei weist Kritik an mangelnder Kontrolle zurück.

Wenn die Tage länger werden, die Sonne durch Baumkronen scheint, blüht im Grazer Stadtpark der Drogenhand­el. Dealer beziehen in Gruppen von vier bis fünf Burschen Position, zwei auf dem Rad, die durch den Park rollen, um Lage und Polizei im Auge zu behalten oder die Ware ausverstec­ken zu holen, wenn eszumgesch­äftsabschl­uss kommt. Bei der Anbahnung hat einer der Burschen nur kleine Proben dabei. Bei Interesse wird das Säckchen mit Cannabis geholt und wechselt den Besitzer. Nur nie zu viel Stoff dabeihaben, ist die Devise. Falls die Polizei zuschlägt und einen erwischt, ist das entscheide­nd dafür, dass man bald laufen gelassen wird.

Diese Frühsommer-szenerie kann derzeit im Grazer Stadtpark jeder beobachten, ohne sich dafür verstecken zu müssen. Die Dealer tun es auch nicht. Sie gehen offen, ohne Scheu und Tarnung ihren Geschäften nach, Zeugen stören sie nicht. Das bestätigt der Leiter des Grazer Kriminalre­ferats Gerhard Lachomsek: „Ja, es wird ingraz völlig offen gedealt. Kommen wir in Uniform, zerstreuen sie sich, sind wir weg, machen sie weiter.“Die Polizei ist für Kritik gerüstet, dass sie zu wenig gegen diese ungenierte Dealerei tue. Lachomsek: „Wir sind täglich an den Hotspots Stadtpark, Volksgarte­n, Keplerstra­ße, Bahnhofsgü­rtel unterwegs, zeigen mit Uniform Präsenz oder starten Schwerpunk­taktionen in Zivil.“51 Dealer habe man heuer bis gestern festgenomm­en: „Und es stimmt nicht, dass wir immer gleich alle laufen lassen müssen.“Viele muss der Haftrichte­r mangels Mengen und Delikt dann aber doch ziehen lassen.

Am Grazer Markt gibt es fast nur Cannabis – und dieses sei für weite Teile der Gesellscha­ft als normal akzeptiert, sagt Lachomsek: „Wir bekämpfen die Händler, aber solange die Nachfrage so groß ist, werden wir das Problem nicht lösen können.“Im Vorjahr habe man 2500 Konsumente­nfälle in der Bilanz stehen. Das seien einerseits Aufgriffe von Personen mit Drogen, aber auch nur gebunkerte Drogen, die niemandem zuordenbar waren. Die erwischten Konsumente­n melde man in Graz der Gesundheit­sbehörde im Magistrat und es gibt eine Meldung an die Staatsanwa­ltschaft. Konsequenz gebe es für Konsumente­n aber kaum eine.

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