Kleine Zeitung Steiermark

Von der Datenautob­ahn auf die Rennstreck­e

- Von Thomas Geiger

Audi reißt Grenzen zwischen Virtualitä­t und Realität ein. Man holt ein virtuelles Auto aus der Spieleseri­e Gran Turismo auf die Rennstreck­e: e-tron Vision Gran Turismo.

Für Designchef Marc Lichte geht ein Traum in Erfüllung. 1:1-Modelle der zuletzt fast inflationä­r oft gezeichnet­en Playstatio­n-autos mag es zwar in den letzten Jahren einige gegeben haben. „Doch einen voll funktionsf­ähigen Rennwagen hat daraus bislang noch keiner gemacht“, sagt Lichte.

Der Mann, der dafür verantwort­lich zeichnet, ist Martin Mühlmeier. Er baut mit seinem Team sonst Erlkönige und ganz frühe Prototypen auf. Dass er auch den Vision Gran Turismo in nicht einmal zwölf Monaten aus der Virtual Reality in die Wirklichke­it geholt hat, verdankt er dem Teileregal bei Audi. Denn den Antrieb hat er kurzerhand vom echten e-tron übernommen, mit dem Audi zum Jahreswech­sel sein erstes Akku-auto in Serie bringen will. Und das brettharte Fahrwerk sowie die superdirek­te Lenkung stammen aus der Rennabteil­ung. Nur das Chassis und die aus Karbon gebackene Karosserie sind maßgeschne­idert für das Einzelstüc­k.

Der Griff ins Regal hat mehrere Vorteile: Zeit und Geld wurden gespart, sodass der Vision Gran Turismo am Ende schneller fertig und billiger zu haben war als jedes konvention­elle Showcar. Und das Auto bekam die bestmöglic­he Performanc­e. Denn der e-tron soll nicht nur rollen, wie so viele andere Studien, sondern er soll rasen. Und zwar vor großem Publikum als Renntaxi in der Formel E.

Vor der Jungfernfa­hrt beim eprix in Rom waren wir bereits am Steuer. Ein eher surreales Erlebnis: Dennwenn drei E-MA- schinen von jeweils 200 kwauf 1450

Kilo treffen und es um nichts anderes geht als die schnellste Runde auf einer Rennstreck­e, dann sprengt das den Erfahrungs­horizont.

Und so oft man auch auf einer Playstatio­n Rennstreck­en gefahren sein mag, ist die Realität halt doch ein anderes Kaliber. Wenn man sich erst einmal durch die schmale Tür tief nach unten in den Sitz gefädelt hat, einem die Mechaniker mit dem Fünfpunktg­urt den letzten Rest Luft aus der Lunge gequetscht haben und ein freundlich­erhelfer das Steuerhorn auf die Lenksäule klickt – dannmagdas­zwar alles aussehen wie bei der Playstatio­n, aber es fühlt sich verdammt echt an – weil es echt ist.

Entspreche­nd vorsichtig rollt man aus der Boxengasse auf die Teststreck­e und erlaubt seinem rechten

Fuß kaum mehr als ein Streicheln. Bis die Versuchung zu groß wird und man den Wagen endlich so benutzen will, wie es gedacht ist.

Die weniger als 2,5 Sekunden von 0 auf 100 auf 100 km/h fühlen sich noch eindrucksv­oller an, wenn sich dabei der Magen auf die Größe eines Tennisball­es verkrampft. Die auf 225 km/ h limitierte Höchstgesc­hwindigkei­t wirkt schneller, wenn eine kurze Gerade dafür ausreicht und am Ende eine schier unbezwingb­are 180-Grad-kehre wartet. Jede Kurve jagt den Puls in die Höhe, weil die Bodenhaftu­ng desvision Granturism­o ungeahnte Geschwindi­gkeiten erlaubt. Dass die 60-

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