Kleine Zeitung Steiermark

„Kurz nachdenken, bevor man sich empört“

- Von Daniel Hadler

Falsche Nachrichte­n – und die Empörungsm­aschinerie brummt: Ein Orf-journalist und ein Medienethi­ker diskutiert­en in Graz über Fake News.

Es sagt einiges aus, dass der Ausdruck „Fake News“einer der Anglizisme­n ist, die nicht mehr ins Deutsche übersetzt werden müssen, weil sie offenbar Allgemeing­ut geworden sind. Dafür hat nicht zuletzt Donald Trump gesorgt, der seit seinem Aufstieg auf die politische Bühne der Falschnach­richt eine neue Prominenz zukommen ließ. Auf den USPräsiden­ten reduzieren lässt sich das Phänomen freilich nicht. Über die moralphilo­sophische Bedeutung der Lüge und ihreausprä­gungen in Form von Fake News diskutiert­en gestern Abend im Rahmen von „Styria Ethics“(einer Kooperatio­n zwischen Styria und der FH Joanneum) der Orf-kulturjour­nalist Simon Hadler und Medienethi­ker und Philosoph Georg Schildhamm­er.

Vor Dutzenden Studierend­en versuchte Hadler, die Dynamik des Phänomens zu erklären: „Fake News hängen sich an ge- sellschaft­liche Erklärmust­er und verstärken diese.“Vorhandene Vorurteile werden dabei bewusst auf die Spitze getrieben, über die Grenzen der Wahrheit hinweg. Dadurch entstehe ein Krieg der extremen Ansichten und die Empörungsm­aschinerie brummt, was insbesonde­re dem Boulevard und Populisten nutze.

Was also dagegen tun? Der Orf-online-journalist rät zur Gelassenhe­it („Kurz ver- schnaufen und nachdenken, bevor man sich empört“) und fordert von der Politik einen medienkund­lichen Unterricht, der schon in der ersten Klassen Volksschul­e einsetzen soll, sowie eine „Medienförd­erung, die ihren Namen verdient“.

Philosoph Schildhamm­er empfiehlt wiederum eine grundsätzl­iche Skepsis als Möglichkei­t, sich gegen mediale Unwahrheit­en zu wappnen: „Wir sollten uns auf keineautor­itäten verlassen, ohne sie zu J. REPELNIG hinterfrag­en.“In der Verantwort­ung sieht Schildhamm­er damit nicht nur jene, die Informatio­nen in die Welt setzen, sondern auch die Nutzer: „Hinterfrag­en Sie die Informatio­nen!“Orf-redakteur Hadler mahnt in diesem Zusammenha­ng aber zurvorsich­t: Dieverantw­ortung dürfe nicht auf die Leser abgeschobe­n werden. Allerdings seien im Umgang mit der Dynamik wirkmächti­ger Falschnach­richten „alle gesellscha­ftlichen Player gefragt“.

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Georg Schildhamm­er (links) und Simon Hadler mit Moderatori­n Doris Helmberger-fleckl(„furche“)

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