Kleine Zeitung Steiermark

Die Rückkehr der Flamingos

- Susanne Rakowitz

Wie bringen Sie einen gewöhnlich­en Zweibeiner ins Schwitzen, ohne dass er sich bewegt? Sagen Sie einfach drei Worte zu ihm: Hoch das Bein! Jetzt hat es dermensch mit seiner inneren Balance schon schwer genug, aber die äußere Balance? Das ist nicht unbedingt sein Steckenpfe­rd, wohl eher Kapitulati­on vor der Erdanziehu­ngskraft. Eine unrühmlich­e Geschichte vomwanken und Schwanken. Keinwunder also, dass dermensch mit Verwunderu­ng auf dieses grazile Geschöpf blickt, das im körperlich­en Sinn so standhaft ist.

Der Flamingo ist eine zeitlose Schönheit, es ist ja nur dermensch, der nach Moden giert. Und deshalb ist er wieder zurück: auf T-shirts, Kleidern, Tapeten, Gläsern, Servietten. Aus derwerbebr­anche tönt es: Der Flamingo ist das neue Einhorn. Wobei, mit Fabeln brauchtman­dem Tier nicht zu kommen, es steht mit beiden Beinen fest im Leben. Wobei es fast noch besser mit einem Beinchen steht. Dann verschiebt sich nämlich der Körperschw­erpunkt über das andere Bein, ein spezieller Mechanismu­s sorgt für zusätzlich­e Stabilität. Sein Leben ist also ein einziger Balanceakt. Aber einer im schillernd­en Gewand. Dafür betreibt der Flamingo von Natur aus Schönfärbe­rei, denn die Farbe seines Gefieders hat er jenen Krebsen zu verdanken, die er mit seinem Schnabel ausdemwass­er filtert. Auch der ist in der Natur übrigens einzigarti­g.

Mit so einem Starterset könnte man ruhig öfter den Salonlöwen geben, aber das ist seine Sache nicht, der Flamingo ist ein ausgesproc­hener Teamarbeit­er: Damen wie Herren in der gleichenmo­ntur, gemeinsame­s Fischen, gemeinsame­s Kinderscha­uen. Der Flamingona­chwuchs: kleine, graue Federknäue­l, die in einem Wald aus bunten, pinken Beinchen der Sonne entgegenwa­chsen. Dass die Eltern auf sie herabschau­en, hat übrigens rein physische Gründe. Worum man die kleinen Flamingos vielleicht noch beneiden könnte: Von ihrem Blickwinke­l aus betrachtet ist diewelt durchgehen­d rosarot. Himmlisch!

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