Die Rückkehr der Flamingos
Wie bringen Sie einen gewöhnlichen Zweibeiner ins Schwitzen, ohne dass er sich bewegt? Sagen Sie einfach drei Worte zu ihm: Hoch das Bein! Jetzt hat es dermensch mit seiner inneren Balance schon schwer genug, aber die äußere Balance? Das ist nicht unbedingt sein Steckenpferd, wohl eher Kapitulation vor der Erdanziehungskraft. Eine unrühmliche Geschichte vomwanken und Schwanken. Keinwunder also, dass dermensch mit Verwunderung auf dieses grazile Geschöpf blickt, das im körperlichen Sinn so standhaft ist.
Der Flamingo ist eine zeitlose Schönheit, es ist ja nur dermensch, der nach Moden giert. Und deshalb ist er wieder zurück: auf T-shirts, Kleidern, Tapeten, Gläsern, Servietten. Aus derwerbebranche tönt es: Der Flamingo ist das neue Einhorn. Wobei, mit Fabeln brauchtmandem Tier nicht zu kommen, es steht mit beiden Beinen fest im Leben. Wobei es fast noch besser mit einem Beinchen steht. Dann verschiebt sich nämlich der Körperschwerpunkt über das andere Bein, ein spezieller Mechanismus sorgt für zusätzliche Stabilität. Sein Leben ist also ein einziger Balanceakt. Aber einer im schillernden Gewand. Dafür betreibt der Flamingo von Natur aus Schönfärberei, denn die Farbe seines Gefieders hat er jenen Krebsen zu verdanken, die er mit seinem Schnabel ausdemwasser filtert. Auch der ist in der Natur übrigens einzigartig.
Mit so einem Starterset könnte man ruhig öfter den Salonlöwen geben, aber das ist seine Sache nicht, der Flamingo ist ein ausgesprochener Teamarbeiter: Damen wie Herren in der gleichenmontur, gemeinsames Fischen, gemeinsames Kinderschauen. Der Flamingonachwuchs: kleine, graue Federknäuel, die in einem Wald aus bunten, pinken Beinchen der Sonne entgegenwachsen. Dass die Eltern auf sie herabschauen, hat übrigens rein physische Gründe. Worum man die kleinen Flamingos vielleicht noch beneiden könnte: Von ihrem Blickwinkel aus betrachtet ist diewelt durchgehend rosarot. Himmlisch!