Polizei im Kinderzimmer
Gewalt in der Familie: Für eine Studie wurden Kinder befragt, wie sie Polizeieinsätze erleben.
Der Elfjährige fühlt sich nicht sicher, als die Polizisten kommen: „Ich hatte sehr, sehr viel Angst, dass meiner Mamawas passiert. Und ich hatte auch Angst vor meinem Papa, dass er mir was antut, oder meiner Schwester.“
Angst zieht sich durch viele Berichte in der kürzlich veröffentlichten Studie „Einsatz“. Doch die Geschichten von Schlägen und Drohungen zeigen auch den Mut der Kinder in diesen Situationen, sagen die Studienautorinnen Andrea Hoyer-neuhold und Sandra Messner. 30 Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene haben die Forscherinnen des Zen- trums für Sozialforschung und Wissenschaftsdidaktik in Wien interviewt. Die Befragten berichteten, wie sie es erlebt haben, als die Polizei eingreifen musste, weil es zu Gewalt in ihrer Familie gekommen war.
Etwa 7900 solcher Polizeieinsätze hat es laut der Studie im Jahr 2016 in Österreich gegeben. „Die Kinder, mit denen wir gesprochen haben, haben oft selbst die Polizei gerufen. Das hat auch die Beamten überrascht. Sie wollen das in der Praxis nun stärker berücksichtigen“, erzählt Hoyer-neuhold. Selbst wenn sie dadurch in Gefahr geraten, rufen manche Kinder an. Einer 16-Jährigen wurde vom tobenden Vater etwa das Handy aus der Hand gerissen
Erstmals erforscht
Die Studie „Einsatz“wurdevom Verkehrsministerium im Rahmen des Programms „Kiras“finanziert. Erstmals wurde untersucht, wie es Kindern geht, wenn die Polizei bei Gewalt in der Familie einschreitet.
und zerstört, weil sie den Notruf gewählt hatte. Wenn die Polizei dann kommt, weicht die Angst in vielen Fällen aber der Erleichterung.
Die Polizisten werden von den Kindern oft als Retter gesehen. Doch viel hängt davon ab, wie sich die Beamten verhalten. Für die Studie haben Messner und Hoyer-neuhold auch mit 20 Polizisten gesprochen. Sie berichten von schwierigen Einsätzen: Sie müssen hart gegenüber den Tätern auftreten und gleichzeitig beruhigend auf die Kinder wirken.
Diesen Spagat haben einige Polizisten geschafft, berichteten Kinder in der Studie: „Die Polizei hat uns versichert, dass sie alles unter Kontrolle hat. Das fand ich sehr super.“Kleine Gesten würden oft reichen, sagen Hoyer-neuhold und Messner: „Die Kinder wollen, dass sie von den Polizisten wahrgenommen werden. Ein beruhigendes Wort, ein Augenzwinkern kann genügen.“Erkenntnisse wie diese versuchen die Forscherinnen, Polizisten nun in Vorträgen näherzubringen.