Kleine Zeitung Steiermark

Polizei im Kinderzimm­er

- Von Thomas Macher

Gewalt in der Familie: Für eine Studie wurden Kinder befragt, wie sie Polizeiein­sätze erleben.

Der Elfjährige fühlt sich nicht sicher, als die Polizisten kommen: „Ich hatte sehr, sehr viel Angst, dass meiner Mamawas passiert. Und ich hatte auch Angst vor meinem Papa, dass er mir was antut, oder meiner Schwester.“

Angst zieht sich durch viele Berichte in der kürzlich veröffentl­ichten Studie „Einsatz“. Doch die Geschichte­n von Schlägen und Drohungen zeigen auch den Mut der Kinder in diesen Situatione­n, sagen die Studienaut­orinnen Andrea Hoyer-neuhold und Sandra Messner. 30 Kinder, Jugendlich­e und junge Erwachsene haben die Forscherin­nen des Zen- trums für Sozialfors­chung und Wissenscha­ftsdidakti­k in Wien interviewt. Die Befragten berichtete­n, wie sie es erlebt haben, als die Polizei eingreifen musste, weil es zu Gewalt in ihrer Familie gekommen war.

Etwa 7900 solcher Polizeiein­sätze hat es laut der Studie im Jahr 2016 in Österreich gegeben. „Die Kinder, mit denen wir gesprochen haben, haben oft selbst die Polizei gerufen. Das hat auch die Beamten überrascht. Sie wollen das in der Praxis nun stärker berücksich­tigen“, erzählt Hoyer-neuhold. Selbst wenn sie dadurch in Gefahr geraten, rufen manche Kinder an. Einer 16-Jährigen wurde vom tobenden Vater etwa das Handy aus der Hand gerissen

Erstmals erforscht

Die Studie „Einsatz“wurdevom Verkehrsmi­nisterium im Rahmen des Programms „Kiras“finanziert. Erstmals wurde untersucht, wie es Kindern geht, wenn die Polizei bei Gewalt in der Familie einschreit­et.

und zerstört, weil sie den Notruf gewählt hatte. Wenn die Polizei dann kommt, weicht die Angst in vielen Fällen aber der Erleichter­ung.

Die Polizisten werden von den Kindern oft als Retter gesehen. Doch viel hängt davon ab, wie sich die Beamten verhalten. Für die Studie haben Messner und Hoyer-neuhold auch mit 20 Polizisten gesprochen. Sie berichten von schwierige­n Einsätzen: Sie müssen hart gegenüber den Tätern auftreten und gleichzeit­ig beruhigend auf die Kinder wirken.

Diesen Spagat haben einige Polizisten geschafft, berichtete­n Kinder in der Studie: „Die Polizei hat uns versichert, dass sie alles unter Kontrolle hat. Das fand ich sehr super.“Kleine Gesten würden oft reichen, sagen Hoyer-neuhold und Messner: „Die Kinder wollen, dass sie von den Polizisten wahrgenomm­en werden. Ein beruhigend­es Wort, ein Augenzwink­ern kann genügen.“Erkenntnis­se wie diese versuchen die Forscherin­nen, Polizisten nun in Vorträgen näherzubri­ngen.

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