Stadionvertrag kostete Sturm fast die Lizenz
viel erreichte. Diese Erfolgseigenschaft benötigt Sturm. Nach unzähligen Gesprächen mit Günterwar ich – und inweiterer Folge der Vorstand – von ihm überzeugt. Im Fußball sind Erfolge aber nur im Team möglich, daher braucht jeder die richtigen Leute an seiner Seite. Wir schätzen seine Arbeit sehr.
Sportlich lief es in dieser Saison sehr gut. Wie sieht es wirtschaftlich aus? Kann Sturm in dieser Sparte nicht Boden gutmachen?
Unser Budget steigt jährlich stärker als die Wirtschaft an und wir erzielen neue Sponsorrekorde. National liegen wir wirtschaftlich an vierter Stelle, der Rückstand wird dennoch gegenüberwien größer. Mit ihren neuen Stadien erhalten sie völlig neue Dimensionen bei GEPA der Vermarktung, die uns verwehrt bleiben. Linz bekommt jetzt auch noch ein neues Fußballstadion. Die Rahmenbedingungen in Graz sindzweifelsohne härter. Wir versuchen trotzdem, immer das Beste herauszuholen.
Man hört, Sturm hat ein Sparkonto angelegt. Warum wird nicht mehr riskiert?
Über diese Frage bin ich dankbar, weil ich mich noch an die einsamen Nächte der Insolvenzzeit erinnern kann. Die Variablen des Fußballgeschäftes sind mehr als in derwirtschaft. Wir sind daher einer vernünftigen und soliden wirtschaftlichen Basis verpflichtet. Das Vorstandsteam, das aktuell gewählt wurde, wird diesen Weg nicht verlassen. Das ist schwierig genug.
Sie reden stets vom Arbeiterklub Sturm und haben in Ihrem Beruf als Banker nur mit der finanziellen Elite zu tun. Wie ist das vereinbar?
Ich habe das Glück, die gesamte Bandbreite des Lebens kennengelernt zu haben. Ich gehe am Freitag Fußball spielen. Da ist mein Vizepräsident Peter Schaller genauso dabei wie ein Tischler oder ein Lastwagenfahrer. Da bleibst du geerdet. Und beruflich habe ich das Glück, in ganz andere Sphären zu kommen. Aber eines kann ich allen mitgeben: Der größte Irrtum der meisten Menschen ist, dass Geld glücklich macht. Natürlich sollen die Grundbedürfnisse lebenswert sein.
Gehört zum Präsidenten-dasein nicht eine gewisse Eitelkeit?
Ich habe mich nicht beworben. Im Jahr 2006 sind ein paar Leute zu mir gekommen und haben gesagt: Du bist ein Sturm-fan, hast gute Kontakte und Netzwerke. Wie können wir gemeinsametwas auf die Beine stellen, um Sturm zu retten? Dann haben wir gemeinsam ein Konzept erstellt und etwas erreicht, auf das wir alle stolz sind, bis heute. Jetzt bin ich mit einer kurzen Unterbrechung zwölf Jahre Funktionär.
Wie bewerten Sie diese zwölf Jahre?
Ich halte die Gesamtleistung aller Beteiligten in diesem Jahrzehnt für eine Sensation. Seit dem Konkurswurden alle bürokratischen Ebenen verschärft. Es ist nicht leichter geworden. Es ist schön, etwas zu erreichen, vielleicht sogar mehr als manch andere, die privilegierter sind als wir. Das ist ein Spiegelbild der Geschichte unseres Vereines. Wir haben Gott sei Dank Herbert Troger als Geschichtsprofessor in unserem Klub, der permanent daran arbeitet, alles aufzuarbeiten. Sturm hat es im- mer etwas schwerer gehabt als der Rest. Und genau diese Umstände geben dir die Kraft und die Energie für Erfolge. Das ist die DNA dieses Vereines. Die Botschaft unserer Wurzeln ist uns wichtig. Die Leute wissen alle nicht, dass wir in den 1950er- und 1960er-jahren dreimal abgestiegen sind. Und wir haben in der Zweiten Liga oft mehr Fans gehabt als in der Ersten Liga. Sturm-fans waren berühmt für ihre Treue, immer schon. Es ist eineverpflichtung, das auf die nächsten Generationen zu übertragen.
Sturm-präsident Christian Jauk spricht über Transfers, die erfolgreiche Saison, den Sturm-anhang, die Probleme mit dem Stadion und eine schwierige Zukunft.
Was war Ihr größter Fehler in den zwölf Jahren?
Fehler müssen gemacht werden, sonst würden wir heute nicht da stehen, wo wir sind. Erfolge sind immer die Folge einer Aneinanderreihung von Fehlern, die man in Zukunft vermeiden will. Mir sind einige Personalentscheidungen in der Vergangenheit vorgeworfen worden. Das Brutale in diesem Metier ist, dass jeder sein Bestes gibt. Aber du brauchst auch dieses Momentum der Siegertypen. Oft entscheiden nur Millimeter über Erfolg und Misserfolg. Einmal war es ein Tor in der 95. Minute, das uns im letzten Spiel die Saison verhaut hat.
Welche Erwartungen haben Sie für die kommende Saison?
Die Risiken sind gestiegen, weil die Erwartungen gestiegen sind und damit auch der Druck. Ich kann allen nur versprechen: Wir werden gleich vernünftig im Rahmen unserer Möglichkeiten weiterarbeiten. Auch wenn das bedeuten könnte, dass wir die Erfolge dieser Saison nicht wiederholen können. Wenn wir aber – wie im Cupfinale – alle zusammenhalten, besitzt Sturm immer das Potenzial, alle zu überraschen. Das ist mir lieber als eine zu hohe Erwartungshaltung.