Vom Klagegesang zur Traum-odyssee
„Happy birthday, dear Lenny!“: Das Orchester recreation lässt Leonard Bernstein zu dessen 100er hochleben.
„Wir sind Rekruten unserer Zeit / Einfach, indem wir geboren sind, führen wir / den Krieg, der wir selbst sind ...“
schriebw. H. Auden 1947 in „Zeitalter der Angst“über die Unsicherheiten der Nachkriegsgeneration. Das existenzialistische Versepos, das die Sorgen, Verzweiflungen und Einsamkeitsgefühle von vier Jugendlichen in einer New Yorker Bar schildert, brachte dem Dichtergenie den Pulitzer-preis ein.
Das Gedicht des gebürtigen Briten, der von 1957 bis zu seinem Tod 1973 übrigens in Hinterholz 6 im niederösterreichischen Kirchstetten lebte, inspirierte Leonard Bernstein derart, dass er zwei Jahre lang fieberhaft an einem passenden Werk arbeitete, „sogar in Flugzeugen und Hotellobbys“.
Der berühmteste amerikanische Komponist dachte zuerst an ein Ballett, dann an ein Klavierkonzert. Geworden ist es schließlich seine außergewöhnlich strukturierte 2. Symphonie, die zwischen Klage- gesang, überhitztem Amüsement und einer rauschhaften „Traum-odyssee“pendelt, wie Bernstein selbst sagte.
„Happy birthday, dear Lenny!“, ruft das Orchester recreation Bernstein zum 100. Geburtstag im August schon vorzeitig zu und bringt neben dieser faszinierenden Symphonie, „The Age of Anxiety“, auch noch drei Tänze aus dessen erstem Broadway-erfolg „On the Town“. Das illustre Programm komplettieren das für Benny Goodman geschriebene Klarinettenkonzert von Aaron Copland und „Dances in the Canebrakes“– ein kleiner Klavierzyklus von Florence Price, der ersten afroamerikanischen Komponistin, die in der Klassik reüssieren konnte. Michael Tschida „Happy birthday, dear Lenny!“: David Orlowsky (Klarinette), Philipp Scheucher (Klavier), Orchester recreation, Dirigentin: Mei-ann Chen. 28. und 29. Mai, 19.45 Uhr, Stefaniensaal Graz. Karten:
Tel. (0316) 825 000, styriarte.com Im Hörfunk: 10. Juni, 20.04 Uhr, Radio Steiermark. DEUTSCHE GRAMMOPHON