Die Achter im Rad der Geschichte
Angelangt am Ende der Fahnenstange? Nicht ganz. Auch die friedfertige Individual-anarchie feiert ihren 50er. Momentaufnahmen aus bewegten Zeiten.
chen Häusern. Sie kamenhäufig mit teuren Autos zu den Treffen, Geschenk ihrer Väter zur Matura oder zu sonstigen Anlässen. Bevorzugt waren Cabrios, mit offenem Schiebedach. Nach dem Ende der Treffen düsten sie in ihren Cabrios davon, die Faust möglichst weit nach oben gereckt. Radical chic war das. Die Themen wechselten. Einmal war der Vietnamkrieg an der Reihe, dann die Militärdiktatur in Chile und das Ende des Prager Frühlings. Stets marschierten Stapo-leute mit, bald schon kannte und grüßte man sich. „Hoch die internationale Solidarität“, wurde lautstark gerufen. Bei einer der Demos scherte ein Freund aus, er wollte nicht mehr schreien, ich teilte diese Meinung. Die friedfertige Individual-anarchie bot sich als praktikable Alternative an; mit Selbstbestimmung, Misstrauen gegen die Politik, individueller Suche nachneuem und intensiver Lektüre.
Französische Philosophen kamen desweges, Ken Kesey (damals nur im Original erhältlich) mit seinem „Kuckucksnest“, Adorno, Marcuse, Günther Anders, die Forum-stadtpark-autorinnen und -Autoren sowieso, und viele andere auch. Jahre später kam es zu Zufallsbegegnungen mit einstigen Hauptakteuren. Nicht wenige hatten gute Jobs, in der Landesregierung oder beim Magistrat, Pragmatisierung inklusive. Befragt nach dem deutlichen Gesinnungswandel, folgte, mit Verschwörungsgehabe, die Standard-antwort, meist fast geflüstert: Der lange Marsch durch die Instanzen sei das. Wie einst von Rudi Dutschke proklamiert.
Und imstadtpark blühten die Bäume.