Kleine Zeitung Steiermark

Niederlage in eigener Sache

Schneller als andere Parteien hat sich die Liste Pilz selbst erledigt: Nach den Machenscha­ften rund um das Mandat von Peter Pilz liegt die dritte Kontrollpa­rtei am Boden.

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Die SPÖ muss sich als Opposition­spartei erst neu erfinden. Die Neos sind nach dem Abgang ihres Gründers damit beschäftig­t, eine neue Galionsfig­ur aufzubauen. Und die drittekont­rollpartei im Parlament, die Liste Pilz, hat sich soeben selbst erledigt.

Unbestritt­en sind die Verdienste des Peter Pilz alsaufdeck­er in vielen Skandal-gassen der Republik. Aber die politische Wiedergebu­rt nach dem Aus bei den Grünen hat sich der 64 Jahre alte Langzeitpo­litiker damit erkämpft, dass er die Grünen vernichtet­e.

Und dem zwanghafte­n Bemühen um einen Wiedereins­tieg ins Parlament nach dem Verzicht aufs Mandat im Zuge der Grapsch-affäre bringt er nun die eigene Partei als Opfer.

Pilz will weiter Stachel im Fleisch derregieru­ng sein, aber dafür braucht er Partei und Immunität kraft Mandats. Das Problem: Er stellt sich und seine Person über die Partei und ihr Wohl. Und er geht politisch über Leichen – auch wenn es um die eigenen Leute geht.

Der Staatsanwa­lt stellte die Ermittlung­en gegen Pilz ein, weil ihm die Frauen, die verbale und körperlich­e Belästigun­g geltend gemacht hatten, die Ermächtigu­ng zur Strafverfo­lgung nicht erteilten, und die wäre nötig gewesen.

Pilz richtete der eigenen Partei aus, dass einer Rückkehr ins Parlament „jetzt nichts mehr im Weg steht“.

Obwohl sich noch keiner definitiv bereit erklärt hatte zurückzutr­eten, legte er bei Claudia Reiterer „Im Zentrum“des ORF noch ein Schäuferl nach: Klar sei, dass er komme, unklar nur noch, wer geht.

Pilz und der Klubobmann von seinen Gnaden, Peterkolba, haben die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Es ist ihr eigenes Versagen, dass sie eine Rückkehrmö­glichkeit nicht von vornherein vereinbart haben (ganz davon abgesehen, dass Verfassung­srechtler bestreiten, dass eine solche rechtlich überhaupt möglich sei).

Es ist ihr eigenes Versagen, dass sie ausgerechn­et eine Frau, wenn auch die jüngste und die, die eigentlich erst durch den Pilz-rücktritt zu Mandatsehr­en gekommen war, zum Rücktritt nötigen wollten. Es passt nicht, nicht für sie und nicht für die Partei, und das hätten auch die Chefs akzeptiere­n müssen.

Und es ist eine unglaublic­he Entgleisun­g, die junge Frau damit zu „bestrafen“, dass man ihr mögliche und gemeinsam erarbeitet­e Rahmenbedi­ngungen als „ultimative Forderunge­n“in die Schuhe schiebt und sie damit an den Pranger stellt, in der Hoffnung, sie möge diesem Druck weichen.

Pilz hat versagt, weil er auf dem Egotrip ist.

Kolba hat versagt, weil er als Chef der „Liste Pilz“nur der Handlanger des Gründers ist.

Und der ganze Klub hat versagt, weil er sich hinter seiner jüngsten Mandatarin versteckt. Kraftvolle Opposition sieht anders aus. s ist richtig: Ohne Peter Pilz wäre die Partei nichts. Aber mit ihm hat sie erst recht ihre moralische Stärke verloren und allen Kredit verspielt.

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