Sitzen, starren
Gartenbank ist zusammengebrochen. Jahr undtag, auch herbsts und winters, stand sie draußen, weil zu schwer, um in den Keller geschleppt zu werden.
Im Frühjahr wurde sie abgebürstet, sonst schien sie keiner Pflege zu bedürfen, jetzt ist sie über Nacht in sich zusammengesunken und es sieht nicht so aus, als genügten ein paar Zehnerkreuzschlitz und ein guter Akkuschrauber, umsie wieder aufzurichten.
Das ist schrecklich, denn erstens hat mein Großvater die Bank gebaut, lange bevor diese Republik gegründet wurde, und zweitens ist der Mensch bekanntlich selten so niedergeschmettert wie dann, wenn er keinen Platz zum Sitzen findet. Ich zum Beispiel pflegte bisher morgens gern mit Kaffee auf der Bank Platz zu nehmen und zwecks innerer Sammlung für den Tag ein paar Minuten dumpf ins Grüne zu starren, was für dienachbarn eventuell so aussah, als versuchte ich mit reiner Willenskraft die Schnecken aus dem Gemüsebeet zu treiben.
Aber ohne Sitzen kein Starren, und ohne frohmachende Morgenroutine keine ausgeglichene Baumhackl. Im Büro schrecken sie sich schon vor meiner plötzlichen Schärfe, und das alles, weil ich innerlich noch nicht bereit bin, das 80 Jahre alte Werk eines Freizeitschnitzers durch moderne Tischlerarbeit zu substituieren. Ich will meine Bank zurück. Auch wenn sie, unter uns gesagt, immer sauungemütlich war. UB