Die zwei Fronten des neuen Ögb-bosses
Wolfgang Katzian übernimmt die Gewerkschaft in stürmischen Zeiten.
Diewirtschaftskammer
hat bereits ihren neuen Boss, die Arbeiterkammer eine Präsidentin, die Landwirtschaftskammer einen neuen Präsidenten. Diesewoche ist also die Gewerkschaft an der Reihe, beim heute beginnenden Bundeskongress ihre Spitze umzubauen. ÖGB-CHEF Erich Foglar geht in Pension, am Donnerstag wird Wolfgang Katzian zu seinem Nachfolger gewählt.
Katzian (61) widmete fast sein gesamtes Berufsleben dem ÖGB, seit 13 Jahren ist er Chef der einflussreichen Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA). Ihm eilt der Ruf des machtbewussten Machers voraus und insofern mag es verwundern, dass Katzian eine Stufe höher steigt. Die Macht in der Gewerkschaft geht von den Teilorganisationen aus, während das Amt des Präsidenten repräsentativ angelegt ist. Doch Katzian fordert schon lange eine Strukturreform und wittert nun die Chance, die Zentrale der Gewerkschaft – und damit sein neues Amt – zu stärken. So macht man sich nicht nur Freunde, doch darf Katzian am Donnerstag mit breiter Zustimmung rechnen. Denn wichtiger immoment ist es aus Sicht der Arbeitnehmervertreter, Geschlossenheit gegen die Regierung zu demonstrieren. Ihr wirft Katzian vor, die „Errungenschaften der Arbeiterbewegung abbauen“zuwollen. „Der gemeinsame Feind eint“, heißt es, und so betrachtet ist es logisch, dass die Gewerkschaft auf ein Schwergewicht setzt. Katzian schlug längst kämpferische Töne gegen Türkis-blau an, Kanzler Kurz bleibt dem Kongress fern. Kein Wunder, das 120 Seiten starke Positionspapier konterkariert das Regierungsprogramm in allen wichtigen Punkten.