Kleine Zeitung Steiermark

Der Opposition­slehrling tut sich schwer

- Christina Matzka

„noch immer in Schockstar­re“, „nebender Spur“– dies sind nur einigeattr­ibute, die der sozialdemo­kratischen Partei in ihrer nunmehr 34Wochen dauernden neuen Opposition­srolle zugeordnet werden.

Zu Beginn war da noch Zuversicht: Die SPÖ werde Opposition schon lernen, entweder mit vorhandene­n oder neuenperso­nen, zu denen Opposition­spolitik vielleicht besser passt. Denn: Inhaltlich­e Angriffspu­nkte bietet diese Regierung, von berittener Polizei über den Sozialbere­ich bis hin zu den eigenen Kabinettsg­rößen. Warum klappt es trotzdem nicht? Auf der einen Seite gehören zu gelungener Opposition­spolitik natürlich Fehler der Regierende­n, in welchen gebohrt werden kann und durchwelch­e die eigenen (besseren!) Standpunkt­e lautstark kommunizie­rt werden können. Hier liegt das erste Problem aus Opposition­ssicht: ÖVP und FPÖ lassen derzeit wenig Fehler nach außen dringen, nicht zuletzt unterstütz­t durch die großen Printmedie­n des Landes. Die Geschlosse­nheit, mit der diese Regierung auftritt, wirkt wie ein Schutzschi­ld gegen opposition­elle Angriffe. Außerdem hält sich das Sperrfeuer aus den Bundesländ­ern in Grenzen. Das war in Zeiten der rot-schwarzenr­egierungen anders. Kurz’ Övp-internerpa­kt, wie auch immer er genau aussieht, sichert der Regierung das Aufmarsch-gebiet, um im Militärjar­gon zu bleiben.

Hinzu kommen hausgemach­te Defizite der SPÖ: Dieausdruc­ksweise vielersp-proponente­n ist zuwenig pointiert, zuwenig angriffslu­stig, zu wenig bildlich und damit zu wenig einprägsam. Mit mehr oder minder konstrukti­ven Stellungna­hmen und Erläuterun­gen ist genauso wenig opposition­eller Aufruhr zu erregen wie mit Gemeinplät­zen oder Floskeln. Wobleiben echteund schmerzend­e Attacken, wo bleibt das Salz in den Wunden der Regierung?

was nicht zu vergessen ist: Über die Hälfte der Österreich­er sind laut aktuellen Umfragen mit dieser Regierung zufrieden. Opposition funktionie­rt mit einer von der Bevölkerun­g stark kritisiert­en Regierung natürlich viel besser. Abwarten und Tee trinken ist aber trotzdem kein Rezept für die SPÖ.

ist Meinungsfo­rscherin in Wien

ÖVP und FPÖ lassenderz­eitwenig Fehler nach außen dringen, die Geschlosse­nheit wirkt wie ein Schutzschi­ld gegen Angriffe.

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