Olympia: Die Karten werden neu gemischt
In Graz und Schladming atmen viele auf: Nach dem Nein der Schweizer seien die Chancen für Olympia 2026 massiv gestiegen. Ist das so?
In
ANTWORT: Die Einwohner des Kantonswallis votierten ja bei einer Volksabstimmung dagegen, umgerechnet knapp 86 Millionen Euro in die Hand zu nehmen. Formal also bedeutet dies: Sion istimhinblick auf die Olympischenwinterspiele 2026 aus dem Rennen – Graz und Schladming, die sich gemeinsam bewerben, haben einen Konkurrenten weniger.
Warumaber atmen viele Beteiligte in der Steiermark derart auf?
ANTWORT: Weil mit Sion aus ihrer Sicht der vielleicht stärkste, weil finanziell potenteste Mitbewerber ausgeschieden ist.
Aber bleiben nicht noch genügend Konkurrenten übrig?
ANTWORT: Stimmt. Konkret bewerben sich noch Stockholm (Schweden), Erzurum(türkei), Sapporo (Japan), Turin/mailand (Italien) sowie Calgary (Kanada) um Olympia 2026. Doch das steirische Team stellt folgende Überlegung an: In Italien wie in der Türkei seien die politischen Verhältnisse „nicht die stabilsten“; nach Sotschi, Pyeongchang und dann Peking 2022 könne doch nicht schon wieder Asien ausgewählt werden; die Sommerspiele 2028 finden eh in Los Angeles statt, da wäre zwei Jahre zuvorolympia im „benachbarten“Kanada zu viel des Guten; und im Falle von Stockholm seienspielstätten bis zu 600 Kilometer entfernt. Also würde im Sinne von „nachhaltigen Spielen“alles dafür sprechen, dass im Herbst 2019 die Steiermark den Zuschlag erhält.
Schätzt das ÖOC die Lage auch so ein?
ANTWORT: Jein. Aufanfrage der Kleinen Zeitung schickt Peter Mennel, Generalsekretär des Österreichischen Olympischen Comités, voraus, dass er das Nein zu Sion bedaure – „im Sinnederwintersporttraditionder alpinen Länder“. Vom erwähnten steirischen Ausleseverfahren halte er wenig, „ich glaube auch nicht, dass das IOC in so starren Mustern denkt und etwa Calgary bloß wegen Los Angeles verwerfenwürde“. Sehr wohl aber sind aus seiner Sicht die Chancen für Graz/schladming aufgrund des Gesamtpakets sehr groß: „Und genau auf diese eigenen Stärken sollte man sich nun lieber konzentrieren.“
Wie geht nun das Bewerbungsprozedere bei uns weiter?
ANTWORT: Der Grazer Gemeinderat hat ja Experten der TU Graz, des Campus 02 sowie des Joanneum Research mit einer „Machbarkeitsstudie“beauftragt. Dabei werden mögliche Wettkampfstätten samt Infrastruktur geprüft – und die Kosten.„wirmöchtendiestudieim letzten Gemeinderat vor dem Sommer am 5. Juli präsentieren“, so Thomas Rajakovics, Sprecher des Grazer Bürgermeisters Siegfried Nagl – einer der „Motoren“hinter der Bewerbung. Zuvor, am 21. Juni, kommt noch Ioc-vizepräsident Juan Antonio Samaranch jr. nach Graz – um Rede und Antwort zu stehen.
Diekpösammelt ja Unterschriften für einevolksbefragung. Wird es dazukommen?
ANTWORT: Aller Voraussicht nach schon. Laut Grazer KPÖ habe man 9500 Unterschriften