Das Geschäft der Schlepper
kleine Odyssee des Schiffes Aquarius der französischen Organisation SOS Méditerranée im Mittelmeer mit 629 Migranten an Bord ist in Spanien zu Ende gegangen. Sowohl Italien als auch Malta hatten es abgelehnt, das Schiff anlegen zu lassen.
Jetzt sind alle drei Länder zufrieden: Malta, weil es erreicht hat, weiter keine Migranten nehmen zu müssen; die neue italienische Regierung, weil sie ihrer Wählerschaft gezeigt hat, dass sie ihr Versprechen hält, hart gegen Immigration vorzugehen; und ebenso die neue spanische Regierung, weil sie jetzt sofort demonstrieren konnte, dass die Sozialisten die besseren Humanisten sind. Insgeheim rechnet sie damit, dass die 629 letztendlich ohnehin in Deutschland landenwerden.
Das übrige Europa wird durch den Fall daran erinnert, dass das Geschäftsmodell „Rettung im Mittelmeer“nachwievor floriert: 2017 hatten neun Ngossowie dieeu-operationen „Sophia“und „Triton“insgesamt 44 Schiffe, neun Hubschrauberundein Flugzeugdort eingesetzt.
Wie dieser kriegsmäßige Aufmarsch europäischer Seemacht abläuft, beschreibt ein Bericht des European Political Strategycentre (EPSC), der vompräsidenten der Eu-kommission in Auftrag gegeben wurde (der sich damit allerdings nicht identifiziert): Die NGOS operieren auch innerhalb der libyschen Hoheitsgewässer, wasdeneu-geführtenschiffen nicht erlaubt ist. Sie holen die Migranten direkt vor Libyen ab und übergeben sie dann Eu-schiffen, die sie bisher nach Italien geführt haben.
„Diese Änderung in unseremmodus Operandi hat neue Praktiken der Schlepper ermöglicht: Illegale Überfahrt wird billiger, häufiger und gefährlicher“, schreibt der Bericht ziemlich schonungslos.
Mehrheit der „irregulären Immigranten“, so der fachliche Terminus der Europäischen Union, lege den größten Teil des Wegs nach Italien auf Schiffen von europäischer Marine, italienischer Küstenwache oder NGOS zurück, die damit – so steht es tatsächlichwortwörtlich auf Seite 7 des Berichts – „das Geschäft der Schlepper betreiben“.
„Europa wird durch Aquarius daran erinnert, dass das Geschäftsmodell ,Rettung im Mittelmeer‘ nachwie vor floriert.“
lebt als Journalist in Wien