Streit um Flüchtlingsschiff „Aquarius“voll entbrannt
Nach Kritik des französischen Präsidenten Macron an derweigerung Italiens, 600 Menschen aufzunehmen, wackelt Contes Antrittsbesuch.
Am Samstagnachmittag dürfte es im Hafen von Valencia einlaufen, derzeit schlägt das Flüchtlingsschiff „Aquarius“hohe Wellen zwischen Frankreich und Italien: Nach scharfer Kritik des französischen Präsidenten Emmanuel Macron an der Weigerung Italiens, die mehr als 600 Menschen an Bord aufzunehmen, drohte die Regierung in Rom mit der
Absage des morgigen Antrittsbesuchs von Premier Giuseppe Conte in Paris. Ein Treffen der Wirtschaftsminister beider Länder wurde abgesetzt und Italien bestellte die französische Vize-botschafterin ein.
Es sind harte Bandagen, die man gegenseitig parat hat: Italiens Außenminister Enzo Moavero Milanesi empfing persönlich die stellvertretende Botschafterin Frankreichs in Rom, Claire Anne Raulin. Er machte ihr deutlich, dass die Äußerungen aus Paris „inakzeptabel“seien. Macron hatte Italien wegen der 629 Flüchtlinge von der „Aquarius“erst am Dienstag „Zynismus und Verantwortungslosigkeit“vorgeworfen.
Frankreichs Außenministerium bemühte sich gestern, den Streit mit Italien zu entschärfen: Frankreich lege viel Wert auf den Dialog und die Zusammenarbeit mit Rom in der Flüchtlingskrise. „Wir sind uns absolut bewusst, welche Bürde durch den Flüchtlingsdruck auf Italien lastet“, hieß es dazu.
Die Hilfsorganisation „Ärzte ohne Grenzen“teilte mit, das Boot habe noch 106 Menschen an Bord. Die restlichen 523 seien je an ein Schiff der italienischen Küstenwache und der italienischen Marine übergeben worden. Spaniens Regierung hatte sich zur Aufnahme bereit erklärt. Un-flüchtlingshochkommissar Filippo Grandi empfindet den Streit über das tagelang im Mittelmeer dümpelnde Flüchlings-rettungsschiff als „tief beschämend“. Die Rettung auf demmeer sei „sakrosankt“.