Kleine Zeitung Steiermark

Wer sind die Schuldigen für das „Fünfer-debakel“?

Menschen am Existenzmi­nimum können weit gebildeter sein als so manche Mercedes-fahrer.

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soll schwer gewesen sein – die Mathematik-matura. Nicht wenige Schüler meinten aber, sie sei nicht schwer gewesen, auch nicht schwierige­r als die Schularbei­ten zuvor. Womit Lehrer in Klassen mit vielen „Nicht genügend“sich die Frage gefallen lassen müssen, ob sie ihre Schüler wirklich gut vorbereite­t haben. In den öffentlich­en Erklärungs­versuchen ist allerdings eines aufgefalle­n: „Zentralmat­ura“und Aufgabenst­ellungenwu­rden als Schuldige für das „Fünfer-debakel“ausfindig gemacht. Der Bildungsmi­nister Carina Kerschbaum­er will deshalb Aufgaben und Benotung ändern, dieneos stellten gestern einen Antrag auf Nachjustie­rung. Ein Experte sagte allerdings nun in einem Interview, was meist nicht gut ankommt. Ein Grund für die vielen „Nicht genügend“könnte sein, dass manche einfach zu wenig ge- lernt hätten. Das erinnert an die Analyse eines „Spiegel“-autors in der Debatte über die Leseschwäc­he von Schülern, für die als Grund oft einzig die Benachteil­igung durch sozial schwache Elternhäus­er ausgemacht wird. Er wagte die Frage, ob Armut eine Entschuldi­gung sein könne, seinen Kindern nicht vorzulesen. Und er meinte provokant, dass die Überlegung, dass manche Arme auch deshalb arm sein könnten, weil sie faul seien, heute bereits als anstößig angesehen werde. Weil immer das System, der Staat, die Lehrer schuld sein müssten, aber nie das Individuum.

unzulässig­er, überheblic­her Vorwurf? Die Statistik entlarvt jedenfalls die Rhetorik von der Chancengle­ichheit, der Einfluss der Herkunft auf den Bildungser­folg ist unbestritt­en. Aber die Welt besteht bekanntlic­h aus Grautönen. Und so hängt auch das Interesse an Bildung wohl nicht nur vombankkon­to ab. Wie Menschen am Existenzmi­nimum mit großem Wissen und manchemerc­edesFahrer mit Bildungsde­fiziten oft eindrucksv­oll beweisen.

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