Der Meister-mathematiker
Herbert Edelsbrunner (60) erhältdenmit 1,4 Millionen Euro dotierten Wittgenstein-preis – „eine große Ehre“.
wollte Herbert Edelsbrunner ja Musiker werden. Bald war aber klar, dass er mit Zahlen um einiges talentierter umgehen konnte als mit Noten. „Als ich von der Hauptschule ins Grazer Kepler-gymnasium gewechselt bin, hab ich das erste Mal gemerkt, dass ich eigentlich sehr gut inmathematik bin“, erzählt Edelsbrunner, der aus Unterpremstätten stammt und am Institute of Science and Technology in Klosterneuburg forscht.
Dass seine Rechenkünste ihm einmal den höchstdotierten Wissenschaftspreis Österreichs einbringen sollten, konnte der heute 60-Jährige
Musiker wollte Herbert Edelsbrunner ursprünglich werden. Karriere gemacht hat er als gefeierter und geehrter Mathematiker
damals noch nicht ahnen. Gestern wurde bekannt, dass Edelsbrunner mit dem 1,4 Millionen Euro schweren Wittgensteinpreis ausgezeichnet wird: „Das ist eine große Ehre.“Der Mathematiker ist einer von zwei Preisträgern. Geehrt wird auch die Musikwissenschaftlerin Ursula Hemetek. Edelsbrunner wird für seine Leistungen im Feld der Computertopologie ausgezeichnet.
Fach sieht Edelsbrunner als „eine Mischung aus Mathematik und Informatik“. Während es in dermathematik um geometrische Dinge geht, ist die Topologie eine Erweiterung der Geometrie, in der man sich für die Verformung von geometrischen Objekten interessiert. Von medizinischen Bildverfahren bis hin zur Kieferorthopädie – überall kann Computertopologie eine Rolle spielen. Für Laien mag sein Gebiet schwer zu verstehen sein, doch der Mathematiker sagt: „Jeder denkt topologisch. Es ist den Menschen meistens nur nicht bewusst.“
Edelsbrunner denkt schon fast sein ganzes Forscherleben topologisch. 25 Jahre davon verbrachte er in der USA, zuletzt an der renommierten Dukeuniversity. „Daswar eine spannende Zeit. Die Unis bieten dort vor allem jungen Forschern viele Möglichkeiten, kreativ zu arbeiten. Aber ich wollte dann auch aus politischen Gründen zurück nach Österreich. In der Zeit von Präsident Bush hab ich begonnen, mich unwohl zu fühlen.“
neun Jahren forscht der Steirer nun in Klosterneuburg. Die Bande zu den USA sind aber nicht abgerissen. Nicht zuletzt, weil seine Tochter Xixi in Los Angeles wohnt.
Sohn Daniel lebt hingegen in Graz den Kindheitstraum seines Vaters: „Er ist Profimusiker mit einer eigenen Band“, sagt Edelsbrunner stolz.