Kleine Zeitung Steiermark

Blödheit und viel politische­r Zündstoff

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Ein Pro-gaza-demonstran­t zerriss und entzündete die Israel-flagge von Gegendemon­stranten. Das wird als Verhetzung gewertet.

„Ich wollte sie einem Polizisten übergeben“, verantwort­et sich der Angeklagte. Er habe deeskalier­en wollen, leider wurde die Fahne kaputt. Und dabei bleibt er auch, als ihm eine Reihe von Standfotos aus dem Polizeivid­eo vorgehalte­n werden: Darauf zerrt auch er wütend an der Flagge und macht das Zeichen für Anzünden. „Das ist ein Mob“, sagt der Richter.

Die Zeugen interpreti­eren das Hochstreck­en von vier Fingern, das viele Demonstran­ten zeigen, als Zeichen für „Solida- rität mit den Opfern“. Für den Staatsanwa­lt und viele Nahostexpe­rten ist es hauptsächl­ich das Zeichen der Muslimbrüd­er. „Und deren militärisc­her Arm in Gaza ist die Hamas“, sagt der Ankläger. „In der EU gilt sie als Terrororga­nisation.“

Derverteid­iger bestreitet alle Anklagepun­kte: Es sei im Tumult nicht klar ersichtlic­h, dass der Angeklagte Nötigung (gewaltsame­s Entreißen der Flagge) begangen habe. Es sei nicht klar, wann genau und durch wen die Sachbeschä­digung er- folgt ist. Und ein Staatssymb­ol sei nicht durch den Verhetzung­sparagrafe­n geschützt. Der Staatsanwa­lt fordert die Verurteilu­ng: „Wir haben ein großes Problem mit dem islamische­n Antijudais­mus.“

Der Richter spricht den Angeklagte­n schuldig und verhängt fünfmonate bedingt. Der Tatablauf sei ganz klar und die Flagge im Kontext als Symbol der Religionsg­emeinschaf­t der Juden zu sehen – womit dieverhetz­ung erfüllt sei. Der Verteidige­r meldet Berufung an.

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