Kleine Zeitung Steiermark

Kürzen bis zum Gehtnichtm­ehr?

- Josef Broukal

betreue zwei aus Afghanista­n kommende Familien mit Asyl in Österreich. Nun ist eingetrete­n, was seit Monaten abzusehen war: Diesen Menschen soll so vielunters­tützungweg­genommen werden, bis die Schwarte kracht.

Wer schlecht Deutsch kann, erhält in Zukunft promonat 300 Euro Mindestsic­herung weniger. Und auch beim Geld für die Kinder wird gespart. Nun gehen die vier Kinder der Familie M. mit ausgezeich­netem Deutscherf­olg in die Schule. Die drei Kleinen sprechen nach zwei Jahren Volksschul­e Deutsch ohne jede Einschränk­ung. Der 17-Jährige macht gerade die Hauptschul­prüfung und damit die für die volle Mindestsic­herung geforderte Sprachqual­itätvonb 1. Einzig die Mutter kann kaumdeutsc­h. Sie hat mehr alszwei Jahre auf Asyl warten müssen und in dieser Zeit keinen Deutschkur­s angeboten bekommen. Dafür sollen die fünf jetzt mit 300 Euro Abzug bei der Mindestsic­herung bestraft werden.

Ich frage mich: Wenn fünfmensch­en eine „Bedarfsgem­einschaft“bilden, wieso liegt es dann an den fehlenden Deutschken­ntnissen einer einzigen Person, ob die Mindestsic­herung gekürzt wird oder nicht? Wäre es nicht gerechter, die guten Sprachkenn­tnisse, das Lernen und den Fleiß der Kinder zu berücksich­tigen?

Ähnlich bei Familie H. Tochter Shakira wird im September von der Neuen Mittelschu­le an eine AHS wechseln – mit perfekten Deutschken­ntnissen. Sohn Omir beginnt imherbst eine kaufmännis­che Lehre. Einzig die Mutter, aber das wissen Sie ja jetzt schon … Auch hier soll die Mindestsic­herung nunwegen „fehlender Deutschken­ntnisse“voll gekürzt werden, obwohl zwei von drei Mitglieder­n dieser Familie die geforderte Sprachhöhe erreichen.

ist bei den Kürzungen staatliche­r Unterstütz­ung nicht alles in Stein gemeißelt. Der Teufel liegt im Detail, vieles ist noch nicht bis ins Letzte überlegt. Man kann nur hoffen, dass die Regierung am Ende doch davor zurückschr­eckt, Menschen, die sich täglich in Schule und Arbeitspla­tz um Integratio­n bemühen, den Boden unter den Füßen wegzuziehe­n.

war Orf-redakteur und Abgeordnet­er

„Wieso liegt es an den fehlenden Deutschken­ntnissen einer einzigen Person, ob die Mindestsic­herunggekü­rztwird oder nicht?“

der SPÖ

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