Ein Ritter vor der Schultafel
Gerald Hafner unterrichtet Französisch, betreut ein Filmfestival für Schüler und darf sich nun Chevalier nennen.
Leidenschaft war ihm weder in die Wiege gelegt noch vorhersehbar: Aber seit der Oberstufe amstiftsgymnasium der Benediktiner in St. Paul lässt Gerald Hafner Französisch nicht mehr los. Ob als Lehrer, Historiker, Koordinator im Bildungswesen, Festivalveranstalter oder Privatier: Dem 40-Jährigen gefallen Sprache, Land und Leute außergewöhnlich.
Ein Umstand, der gestern in einer hohen und für sein Alter besonders bemerkenswerten Auszeichnung mündete: Hafner durfte in der Botschaft die Insignien eines Ritters (Chevalier) im Orden der Akademischen Palmen („Ordre des Palmes Académiques“) entgegennehmen. Für besondere Verdienste um die französische Sprache und Kultur im Bildungsbereich; namens des Präsidenten und des Bildungsministers, verliehen durchbotschafter François Saint-paul. Die Auszeichnung „hat mich wahnsinnig gefreut, eine große Ehre für einen Nicht-franzosen“, so der 40-Jährige. Er weiß, dass „viele Idealisten im Bildungsbereich keine solche Wertschätzung erfahren dürfen“.
Hafner hat sie sich hart erarbeitet: Während des Studiums, als er bei Stefan Karner am Ludwig-boltzmann-institut für Kriegsfolgenforschung auf den Spuren französischer Zwangsarbeiter in der Steiermark gewesen ist oder als Student an der Sorbonne in Paris. Und als es mit einer Stelle als Lehrer nicht klappte, heuerte Hafner im Export an: Im Rückblick betrachtet ein Segen, bei Dienstreisen nach Frankreich verfeinerte er die Sprachkenntnisse Maturierte
und knüpfte Kontakte. Doch das war nur eine Zwischenstation: So tat sich 2009 eine Stelle am Gymnasium Sacré Coeur auf. Hafner kündigte („Obwohl sich mein Einkommen damals halbiert hat“) und konnte endlich unterrichten: Französisch und Geschichte.
Das macht er bis heute, und noch mehr: im Landesschulrat als Koordinator für Französisch, Reifeprüfung und die Neue Oberstufe. Nicht zu ver-
gessen: Video- und Literaturwettbewerbe, Lesungen und das Schülerfilmfestival Cinéfête. „Wir haben mit 300 angefangen, zuletzt waren 1500 Schüler im KIZ Royal dabei.“
gibt es für den „Ritter“auch Freizeit: „Ich reise sehr gerne“, erzählt er. Zu Freunden nach Frankreich; er empfiehlt das südfranzösische Aix-en-provence. Auch Spanien und Portugal haben es dem 40-Jährigen angetan.
Zu einem tragischen Vorfall kam es vor Kurzem während eines Routineeingriffs in einem Grazer Krankenhaus. Eine Patientin verblutete bei einer Bandscheiben-operation. Das Spital erstattete daraufhin Selbstanzeige.
Laut erster Stellungnahme von Spitalsverantwortlichen handelte es sich zwar um eine mögliche „eingriffstypische Komplikation“, die im Vergleich zu der Häufigkeit von Bandscheiben-operationen aber extrem selten auftrete. Es herrsche tiefe Betroffenheit bei den verantwortlichen Ärzten. Die Familie der verstorbenen Patientin sei in einem persönlichen Gespräch über die Umstände bei der Operation aufgeklärt worden.
Die Staatsanwaltschaft leitet nach der erfolgten Selbstanzeige ein Ermittlungsverfahren