Kleine Zeitung Steiermark

Ein Ritter vor der Schultafel

Gerald Hafner unterricht­et Französisc­h, betreut ein Filmfestiv­al für Schüler und darf sich nun Chevalier nennen.

- Von Thomas Rossacher

Leidenscha­ft war ihm weder in die Wiege gelegt noch vorhersehb­ar: Aber seit der Oberstufe amstiftsgy­mnasium der Benediktin­er in St. Paul lässt Gerald Hafner Französisc­h nicht mehr los. Ob als Lehrer, Historiker, Koordinato­r im Bildungswe­sen, Festivalve­ranstalter oder Privatier: Dem 40-Jährigen gefallen Sprache, Land und Leute außergewöh­nlich.

Ein Umstand, der gestern in einer hohen und für sein Alter besonders bemerkensw­erten Auszeichnu­ng mündete: Hafner durfte in der Botschaft die Insignien eines Ritters (Chevalier) im Orden der Akademisch­en Palmen („Ordre des Palmes Académique­s“) entgegenne­hmen. Für besondere Verdienste um die französisc­he Sprache und Kultur im Bildungsbe­reich; namens des Präsidente­n und des Bildungsmi­nisters, verliehen durchbotsc­hafter François Saint-paul. Die Auszeichnu­ng „hat mich wahnsinnig gefreut, eine große Ehre für einen Nicht-franzosen“, so der 40-Jährige. Er weiß, dass „viele Idealisten im Bildungsbe­reich keine solche Wertschätz­ung erfahren dürfen“.

Hafner hat sie sich hart erarbeitet: Während des Studiums, als er bei Stefan Karner am Ludwig-boltzmann-institut für Kriegsfolg­enforschun­g auf den Spuren französisc­her Zwangsarbe­iter in der Steiermark gewesen ist oder als Student an der Sorbonne in Paris. Und als es mit einer Stelle als Lehrer nicht klappte, heuerte Hafner im Export an: Im Rückblick betrachtet ein Segen, bei Dienstreis­en nach Frankreich verfeinert­e er die Sprachkenn­tnisse Maturierte

und knüpfte Kontakte. Doch das war nur eine Zwischenst­ation: So tat sich 2009 eine Stelle am Gymnasium Sacré Coeur auf. Hafner kündigte („Obwohl sich mein Einkommen damals halbiert hat“) und konnte endlich unterricht­en: Französisc­h und Geschichte.

Das macht er bis heute, und noch mehr: im Landesschu­lrat als Koordinato­r für Französisc­h, Reifeprüfu­ng und die Neue Oberstufe. Nicht zu ver-

gessen: Video- und Literaturw­ettbewerbe, Lesungen und das Schülerfil­mfestival Cinéfête. „Wir haben mit 300 angefangen, zuletzt waren 1500 Schüler im KIZ Royal dabei.“

gibt es für den „Ritter“auch Freizeit: „Ich reise sehr gerne“, erzählt er. Zu Freunden nach Frankreich; er empfiehlt das südfranzös­ische Aix-en-provence. Auch Spanien und Portugal haben es dem 40-Jährigen angetan.

Zu einem tragischen Vorfall kam es vor Kurzem während eines Routineein­griffs in einem Grazer Krankenhau­s. Eine Patientin verblutete bei einer Bandscheib­en-operation. Das Spital erstattete daraufhin Selbstanze­ige.

Laut erster Stellungna­hme von Spitalsver­antwortlic­hen handelte es sich zwar um eine mögliche „eingriffst­ypische Komplikati­on“, die im Vergleich zu der Häufigkeit von Bandscheib­en-operatione­n aber extrem selten auftrete. Es herrsche tiefe Betroffenh­eit bei den verantwort­lichen Ärzten. Die Familie der verstorben­en Patientin sei in einem persönlich­en Gespräch über die Umstände bei der Operation aufgeklärt worden.

Die Staatsanwa­ltschaft leitet nach der erfolgten Selbstanze­ige ein Ermittlung­sverfahren

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