Diesestadt istunserestadt
stimmt schon. Bürgermeister, ja, Politiker überhaupt, werden nicht dafür gewählt, Bänder bei feierlichen Eröffnungen durchzuschneiden, sondern dafür, Entscheidungen zu treffen. Zukunftsweisende Themen gilt es aufs Tapet zu bringen, eine Richtung, ja, einevision für die Stadt vorzugeben. Wage ich ein unkonventionelles Projekt wie die Murgondel oder setze ich auf Bus und Bim? Verlasse ich als mittelgroße Stadt meine Komfortzone und richte Olympische Spiele aus?
Dazu die Grazer zu befragen, verlängert den Entscheidungsprozess und birgt das Risiko, sich eine Abfuhr für ein Projekt zu holen, für das man brennt. Und ist trotzdem unumgänglich. Seine Stimme am Wahltag einer Partei oder einem Kandidaten zu geben, heißt schon lange nicht mehr, Entscheidungen eine Amtsperiode lang mittragen zu wollen. Övpwählen, gegen das Murkraftwerk, aber für Olympia zu sein, ist kein Widerspruch. Bürger wollen nach ihrer Meinung gefragt werden, nicht nur alle fünf Jahre.
Alle Beteiligten sind dabei gefordert. Die Stadtregierung, die mit Experten-input – anders als zuletzt bei der Studie zur Citymaut – korrekt umgehen muss. Die Opposition, die derzeit Volksbefragungen als Joker zur Verhinderung von Projekten positioniert. Diemedien, die die Basis dafür liefern müssen, dass jeder sich einemeinung bilden kann. Und nicht zuletzt wir Bürger, die wir statt aus dem Bauch heraus „brauch ma net“zu schreien, Verantwortung an der Entwicklung dieser Stadt tragen sollten. Diese Stadt ist unsere Stadt. Mitgestalten statt mosern ist angesagt. Volksbefragungen als Ermöglichungs-, nicht als Verhinderungsinstrument bieten sich dafür an.