Bass und Beats bis zur Morgenröte
Ein Linzer Feuervogel, eine kleineweltpremiere und jugoslawischer GangsterCharme: die zweite Festivalnacht in Graz.
Wer
ist diese Mavi Phoenix, die unverblümt über einen möglichen GrammyGewinn sinniert und laut augenzwinkernder Selbstaussage Janet Jackson für eine mögliche Zusammenarbeit kontaktiert hat? Eine naive Idealistin? Eine diffuse Hochstaplerin?
Mitnichten. Die Linzerin spielt derzeit auf Europas größten Festivals. Doch just in Graz feierte die Künstlerin eine kleine Weltpremiere. Die gewohnte Live-formation mit DJ wurde um einen Bassisten und einen Schlagzeuger erweitert. Das renovierte Soundgewand schickte sich. Die neue Single „Bite“klingt so noch bissiger (ein Cocktail aus Rap und Rock kann durchaus spannender als Limp Bizkit klingen), bei „Yellow“glaubt man vor lauter angestauter Ekstase wirklich daran, die Sonne vom Himmel pflücken zu können. Musik am Puls der Zeit, Mavi ist ihr aber trotzdem einenherzschlag voraus.
Davor rotzten die Rapper Jugo Ürdens & „Einfachso“eine liebevolle Mixtur aus Straßenaphorismen und Gangsterflunkereien ins Publikum. Gefrönt wird den jugoslawischen Wurzeln. Zeitgenössisch, aber irgendwie dennoch verstaubt. Das Wiener Duo Lea Santee sorgte mit seiner Lesart des gegenwärtigen Electronic-pops für einen grazilen Auftakt. Der Bass scheppert melancholisch-triefend, die Stimme von Sängerin Lea Stöger durchdringt aufbegehrend zerbrechlich. Spätnachts kredenzte Douglas Greed bis zur Morgenröte futuristischen Downbeat.
Auch heute gibt es mit den legendären „Kruder & Dorfmeister“ein weiteres gutes Argument, die Nacht durchzutanzen. Julian Melichar www.springfestival.at SIMONMÖSTL