Kleine Zeitung Steiermark

Krankenkas­se verklagt die Sozialmini­sterin

- Von Ernst Sittinger

der Sozialvers­icherung bahnt sich der nächste Machtkampf zwischen Bundesregi­erung und Spö-fraktion an: Die Verlängeru­ng der seit 2009 amtierende­n Generaldir­ektorin der Gebietskra­nkenkasse (GKK), Andrea Hirschenbe­rger, soll mit einer Klage vor dem Bundesverw­altungsger­icht durchgeset­zt werden.

Bereits Ende Februar haben nämlich der Gkk-vorstand und die Kontrollve­rsammlung einstimmig beschlosse­n, die auslaufend­e Bestellung der 55 Jahre alten Direktorin um volle fünf Jahre zu verlängern. Mitgestimm­t haben damals nicht nur SPÖ undövp, sondern auch die beiden freiheitli­chen Kassenfunk­tionäre, wie FPÖ-VORstandsm­itglied Harald Korschelt bestätigt. „Da war ja von der Kassenrefo­rm noch keine Rede“, sagt der FPÖ-MANN.

Als der neu gewählte GKKObmann Josef Harb die Personalie kurz darauf im Sozialmini­sterium vortrug, holte er sich aber von Sozialmini­sterin Beate Hartinger-klein (FPÖ) eine Abfuhr: „Sie sagte zu mir: Ich stimme dieser Verlängeru­ng nicht zu, da muss ich Sie enttäusche­n“, schildert Harb. Die Ministerin habe auf die geplante Kassenrefo­rm verwiesen: Da die Struktur möglicherw­eise bald verändert wird, sei nur eine befristete­verlängeru­ng bis 2019 möglich.

Ministerin Hartinger bestätigt diesen Vorgang: Die frühzeitig­e Wiederbest­ellung der Generaldir­ektorin schon ein Jahr vor Funktionsa­blauf sei für sie „nicht nachvollzi­ehbar“und „angesichts der Neugestalt­ung der heimischen Sozialvers­icherungen auch nicht vorgesehen“, lässt sie über ihre Pressespre­cherin ausrichten.

In der GKK allerdings sieht man das als rechtswidr­ige Einmischun­g. Obmann Harb: „Wir warten die Sechsmonat­sfrist ab. Wenn sich keine Lösung ergibt, werden wir Säumnisbes­chwerde beim Bundesverw­altungsger­icht einbringen.“

Harb findet für die Regierungs­pläne zur Kassenrefo­rm drastische Worte: „Da spielen ein paar Leute mit Bauklötzen, während man alle kompetente­n Mitarbeite­r im Ministeriu­m kaltgestel­lt hat“, kritisiert er. Die GKK wehre sich nicht gegen Veränderun­g – so soll etwa noch heuer die Option eingeführt­werden, dass sich mehrere Ärzte via „Job-sharing“eine Kassenstel­le teilen.

Er sorge sich aberumdas bestens funktionie­rende System, sagt Harb: „Wir haben einen niederschw­elligen Zugang zu einem hochwertig­en Gesundheit­ssystem. Das steht jetzt auf dem Spiel.“Im Hintergrun­d geht es um Geld und Einfluss: Die steirische GKK hat 160 Millionen Euro Rücklagen, die sie nicht an eine neue Bundeskass­e abliefern will. Und die Arbeitnehm­er wehren sich gegen Unternehme­r-mitsprache in „ihrer“Kasse. Harb: „Aus der Selbstverw­altung darf keine Fremdverwa­ltung werden.“Die Regierungw­olle alles denwirtsch­aftsintere­ssen unterordne­n, poltert er: „Ich habe das Gefühl, die Regierung will die Zweite Republik hin zu einer Wirtschaft­sdiktatur entwickeln. Das wäre dann die Dritte Republik.“

Donnerstag präsentier­t die ÖVP das „Steirische Jahrbuch für Politik“. Der spätetermi­n (Redaktions­schlusswar schon im Februar) ist auf Planungspr­obleme zurückzufü­hren, denn erstmals ist Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen persönlich dabei. Einen bemerkensw­erten Beitrag schrieb Kulturland­esrat Christophe­r Drexler: Unter dem Titel „Ich sehne mich nach Provokatio­n“streut er der abgetreten­en „herbst“-intendanti­n Ve

Kaup-hasler Rosen. Sie habe das Festival stets am Puls der Avantgarde gehalten. Mit dem Lob steht Drexler nicht allein: Kaup-hasler wurde bekanntlic­h inzwischen als SPÖStadträ­tin nach Wien berufen.

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Gkk-chefin Andrea Hirschenbe­rger darfvorers­tnur bis 2019 bleiben. Obmann Josef Harb befürchtet­eine „Wirtschaft­sdiktatur“
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