Verein, der ein Stück Heimat schenkt
Als diese Woche dem ungarischenhonorarkonsul Rudiroth für seine jahrelange Tätigkeit gedankt wurde, war auch viel Symbolhaftigkeit dabei, zelebriert der Grazerungarischeverein heuer doch sein 130-jähriges Jubiläum. Als die- ser Verein 1888 gegründet wurde, konnte ja niemand ahnen, dass sich hier eine Volksgruppe verband, für die das 20. Jahrhundert wenig Gutes parat haben würde. Immer wieder wurden Ungarn aus der Heimat gedrängt, immer wieder fanden sie in der Steiermark Zuflucht.
Bereits im 16. Jahrhundert lebten viele Ungarn in Graz – Adelige, Studenten, Angehörige des Klerus und der Kaiserlichen Armee. Im 19. Jahrhundert gesellten sich Handelskaufleute wie etwa Josef Körösi (1811–1868) dazu. 1852 gründete dieser eine Eisengießerei, ein Unternehmen, das heute unter „Maschinenfabrik Andritz“firmiert.
1875 gab es bereits eine „Ungarische Vereinigung“, 1878 wurde daraus der „Ungarische Leseverein“, der in seinen Statuten vermerkte: „Die Politik ist ausgeschlossen.“Dass der Verein nach nur neun Jahren aufgelöst wurde, soll den Grund in „skandalösen Amouren“gehabt haben. Ungarische Offiziere und Damen, die mit österreichischen Aristokraten verheiratet waren, sollen sich zu nahe gekommen sein.
Just am Grazer Ungarischen Faschingsball 1888 kam es zur Neugründung als „Grazer Ungarischer Verein“. Und auch wenn er zwischenzeitlich wegen eines Telegramms an den im Exil lebenden Revolutionsführer von 1848, Lajos Kossuth, aufgelöst wurde, ließen sich die Ungarn ihrenverein nicht mehr nehmen. Sieben Jahre später manifestierte er sich erneut.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges lebten über drei Millionenungarn als Fremde in der Heimat oder als Minderheit
130 Jahre Grazer Ungarischer Verein – wir werfen einige Schlaglichter auf eine überauswechselvolle Geschichte.