Kleine Zeitung Steiermark

Bei Kraterlauf vermisst und doch im Ziel

- Von Christian Penz

90 Prozent der Athleten scheitern beim Ultralauf „Rinjani“. Günter Triebel meisterte den Kurs.

Einhundert Kilometer zwischen Dschungel undkrater bei Temperatur­en zwischen 0 und 40 Grad und einer Luftfeucht­igkeit von fast 100 Prozent. Dazu 20.000 positive und negative Höhenmeter: Das ist der Ultralauf „Rinjani 100“auf der indonesisc­hen Insel Lombok. 90 Prozent der Teilnehmer aus 39 Ländern schafften es nicht ins Ziel. Günter Triebel aus Graz machte es besser, klassierte sich mit einer Zeit von 35 Stunden und 15 Minuten, ist damit erster österreich­ischer „Rinjani 100“-Bezwinger. „Es war ein brutaler Be- werb“, schildert der 47-jährige Ak-jurist und erfahrene Ultraläufe­r. „Es beginnt schon bei dem kräfteraub­enden Untergrund, der Lavaasche rund um den Vulkan Rinjani.“Diese kriecht in die Schuhe, sorgt für Blasen. Extreme Stürme wiederum wirbeln die Asche auf, belasten die Atemwege.

Für Torturen sorgt auch das Höhenprofi­l: „Es gibt Streckenab­schnitte, da kannst du nur mehr auf allen vieren laufen. Und bergab war es noch nirgends so gefährlich wie hier“, sagt der Grazer. Um unter dem Zeitlimit von 36 Stunden zu bleiben, ist an Schlaf nicht zu denken. Die 100 Kilometer wer- den durchgelau­fen, „nicht einmal an ein kurzes Powernappi­ng war zu denken“.

Gehadert hat Triebel (verpflicht­end wie alle Teilnehmer unterwegs mit Überlebens­decke, Messer und Verpflegun­g im Rucksack) mit der Versorgung entlang der Strecke: „Das war nicht diewelt“, kann er darüber bereits wieder schmunzeln. „Es gabwasser, Melone und Butterkeks­e. Und Bananen, die tiefgefror­en waren.“Egal, der Routinier setzte aufgrund ähnlicher Erfahrunge­n ohnehin auf eigene Gels und Riegel.

Der 47-Jährige galt während des Rennens übrigens offiziell als vermisst. Sein mitgetrage­ner Livetracke­r (damit kann man die Läufer online während des Rennens verfolgen) gab nach 20 Stunden den Geist auf – Triebel bewegte sich im Computersy­stem nicht mehr, wurde daraufhin als „ausgeschie­den“vermeldet. „Meine Frau hat mich deshalb im Ziel eigentlich im Krankenwag­en erwartet.“Nach dem Lauf war Regenerati­on angesagt. „Eine Woche dauerte es, um die Müdigkeit und die Strapazen zu übertauche­n.“

Vortrag. Günter Triebel: „Indonesien. Im Reich der Vulkane – vom Dschungel in den Krater“. 11. Oktober, 19 Uhr, Kammersaal Graz. Eintritt: freiwillig­e Spende.

 ??  ?? Kräfteraub­ende Lavaasche, zwischen 0 und 40 Grad, 20.000 Höhenmeter: Der „Rinjani 100“hat es in sich
Kräfteraub­ende Lavaasche, zwischen 0 und 40 Grad, 20.000 Höhenmeter: Der „Rinjani 100“hat es in sich
 ??  ?? „Hinaufgeht­es immer einen Schritt vorwärts, dann wieder einen zurück“, so Triebel über den rutschigen Untergrund
„Hinaufgeht­es immer einen Schritt vorwärts, dann wieder einen zurück“, so Triebel über den rutschigen Untergrund
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TRIEBEL (3), RINJANI 100
Der Lavastaub macht den Läufern neben der Hitze und der Luftfeucht­igkeit am meisten zu schaffen TRIEBEL (3), RINJANI 100

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