Bei Kraterlauf vermisst und doch im Ziel
90 Prozent der Athleten scheitern beim Ultralauf „Rinjani“. Günter Triebel meisterte den Kurs.
Einhundert Kilometer zwischen Dschungel undkrater bei Temperaturen zwischen 0 und 40 Grad und einer Luftfeuchtigkeit von fast 100 Prozent. Dazu 20.000 positive und negative Höhenmeter: Das ist der Ultralauf „Rinjani 100“auf der indonesischen Insel Lombok. 90 Prozent der Teilnehmer aus 39 Ländern schafften es nicht ins Ziel. Günter Triebel aus Graz machte es besser, klassierte sich mit einer Zeit von 35 Stunden und 15 Minuten, ist damit erster österreichischer „Rinjani 100“-Bezwinger. „Es war ein brutaler Be- werb“, schildert der 47-jährige Ak-jurist und erfahrene Ultraläufer. „Es beginnt schon bei dem kräfteraubenden Untergrund, der Lavaasche rund um den Vulkan Rinjani.“Diese kriecht in die Schuhe, sorgt für Blasen. Extreme Stürme wiederum wirbeln die Asche auf, belasten die Atemwege.
Für Torturen sorgt auch das Höhenprofil: „Es gibt Streckenabschnitte, da kannst du nur mehr auf allen vieren laufen. Und bergab war es noch nirgends so gefährlich wie hier“, sagt der Grazer. Um unter dem Zeitlimit von 36 Stunden zu bleiben, ist an Schlaf nicht zu denken. Die 100 Kilometer wer- den durchgelaufen, „nicht einmal an ein kurzes Powernapping war zu denken“.
Gehadert hat Triebel (verpflichtend wie alle Teilnehmer unterwegs mit Überlebensdecke, Messer und Verpflegung im Rucksack) mit der Versorgung entlang der Strecke: „Das war nicht diewelt“, kann er darüber bereits wieder schmunzeln. „Es gabwasser, Melone und Butterkekse. Und Bananen, die tiefgefroren waren.“Egal, der Routinier setzte aufgrund ähnlicher Erfahrungen ohnehin auf eigene Gels und Riegel.
Der 47-Jährige galt während des Rennens übrigens offiziell als vermisst. Sein mitgetragener Livetracker (damit kann man die Läufer online während des Rennens verfolgen) gab nach 20 Stunden den Geist auf – Triebel bewegte sich im Computersystem nicht mehr, wurde daraufhin als „ausgeschieden“vermeldet. „Meine Frau hat mich deshalb im Ziel eigentlich im Krankenwagen erwartet.“Nach dem Lauf war Regeneration angesagt. „Eine Woche dauerte es, um die Müdigkeit und die Strapazen zu übertauchen.“
Vortrag. Günter Triebel: „Indonesien. Im Reich der Vulkane – vom Dschungel in den Krater“. 11. Oktober, 19 Uhr, Kammersaal Graz. Eintritt: freiwillige Spende.