Respekt vor dem Steuerzahler
Sion hat sich gegen die Olympia-bewerbung ausgesprochen. Graz sollte sich ein Beispiel daran nehmen, meinen Leser.
„Olympia: Die Karten werden neu gemischt“, 12. 6.
Olympia in Graz rückt näher, ein wichtiger Konkurrent ist ausgefallen, allgemeiner Jubel wird angesagt. Jubel? Sollte man vor den Jubel nicht den Verstand setzen?
Sollte man nicht einmal nachdenken, warum schon wieder eine Stadt, ein Kanton den Olympischen Spielen im eigenen Land eine Absage erteilt hat? Sion hatte sich gewissenhaft vorbereitet, hat eine Machbarkeitsstudie erstellt – diese ist übrigens im Internet einsehbar, als Anhaltspunkt für die Kollegen aus Graz –, hat die Bevölkerung informiert und doch keine Zustimmung erhalten.
Sion ist nicht der erste Kandidat, erinnern wir uns an Innsbruck! Also Jubel sollte keiner aufbrausen, Respekt sollte der passende Begriff sein. Respekt vor der Herausforderung, Respekt davor, richtige und belegbare Zahlen vorzulegen, keine Fantasien, und Respekt vor dem Steuerzahler, der auch die Kosten übernimmt.
Derzeit liegt noch nichts vor in Graz und es wird sich zeigen, ob Olympische Winterspiele mit dem Zentrum Graz sinnvoll und durchführbar sind. Die Zahlen werden den Ausschlag geben und sie sind zu hinterfragen, zu prüfen und mit Innsbruck und Sion zu vergleichen. Olympia in Graz ist weiterhin eine Vision, die fantastische Vision, die aber nur umsetzbar ist, wenn sie auch bezahlbar ist.
Klaus Höllbacher, Graz
Bürger befragen
Die Schweiz gilt zu Recht als Musterland der Vernunft und als herausragend in Sachen Bürgerbeteiligung. Folgerichtig hat man sich dort nach reiflicher Überlegung gegen die Abhaltung der Olympischen Winterspiele 2026 ausgesprochen.
In Graz ticken die Uhren leider anders. Hier hat man ein sehr selektives Demokratieverständnis. Die Volksbefragung zum Murkraftwerkwurde, trotz 10.000 gültiger Unterschriften, mit juristischen Winkelzügen abgewürgt. Die von den Behörden als gesetzwidrig erkannte Bürgerbefragung zum Thema Umweltzone hingegen wird weiter gerne zitiert.
Es muss eine Selbstverständlichkeit sein, dass diemenschen über das Megaprojekt Olympia und damit einen weiteren Anstieg der dramatischen Ver- schuldung dieser Stadt befragt werden. Peter Oberleitner, Graz