Zur Person
künstlerischen Bereich, dabei bilden wir heute mehr Leute denn je aus. Da sollte man immer wieder mahnen. Meine Tochter ist 19, und ich frage mich oft bange: In welche Welt entlassen wir diese jungen Menschen? Diese Generation hat es sehr viel schwieriger, als wir es einmal gehabt haben. Und dann wundere ich mich auch über die Politik mancher Tonträger-konzerne. Da passieren Sachen, die ich ganz schlimm finde. Nein, noch schlimmer. Alles ist so kurzfristig geworden. Es fehlen die Visionen. Es ist wie im Fernsehen. Junge Künstler können sich nicht mehr etablieren. Und von Künstlern, die bereits etabliert sind, nenne ich das Beispiel Michael Schade. Ein so großarti- Thomas Quasthoff, geb. am 9. November 1959 in Hildesheim. Karriere: 1988 Gewinner des Ard-wettbewerbs in München, Durchbruch als Sänger. Grammy 1999, 2004 und 2008. 2012 zog sich der gefeierte Sänger zurück, trat aber als Schauspieler und Kabarettist weiter auf.
ger Tenor, der längst einen Exklusivvertrag bei einem großen Tonträger-konzern haben müsste. Hat er aber nicht.
Sie bilden auch aus. Wie sind Sie denn als Lehrer?
Mittlerweile sehr fordernd und Disziplin liebend. Aber auch humorvoll und geduldig. Alles in allem glaube ich: Schlecht bin ich nicht as Lehrer. Einige meiner Schüler haben schöne Karrieren gemacht, viele sind in Rundfunkchören untergekommen. In diesem Sinne reicht es mir zunächst einmal, wenn die Leute ihr Brot mit dem Gesang verdienen können. Die große Karriere ist was ganz anderes. Dazu gehört mehr: Glück, Können, Ausstrahlung. Der Umgang mit Agenten ist auch nicht ganz einfach, der mit den Kritikern noch schwieriger.
Wie werden manche zu ganz Großen?
Wir können ausbilden, so viel wir wollen. Doch wenn Ausstrahlung und Selbstbewusstsein fehlen, wird es problematisch. Ohne Ausstrahlung nützt die schönste Stimme nichts.