Bonjour Tristesse, du schmeckst süßsauer!
Melodrama zur frühen Stunde, eine Modeikone als Geheimtipp: „Spring“-nacht Nr. 3.
Waren
die ersten zwei Tage noch von aufwallenderverve geprägt, so manifestierte sich am dritten Tag eine gewisse Katerdepression im Publikum des Springfestivals. Die Dancefloors blieben eher halb leer als halb voll, man war am Boden der Realität angelangt. Bonjour Tristesse! Vielleicht lag das an der großen Auswahl an Locations, vielleicht aber auch daran, dass vor allem viele DJS entweder bereits im letzten Jahr im Line-up standen oder in der heurigen Auflage doppelt am Festival gastieren. Alles ist ephemer – offenbar auch die Blüten des Grazer Frühlingsfests.
Das deutsche Electronic-duo „Yeah but No“passte da ganz gut. Bereits am Vortag hatte Soundalchemist Mario Willems alias Douglas Greed glühende Clubbeats serviert, Freitagabend kehrte er mitkollegen und Sänger Fabian Kuss zurück auf die Bühne. Im Dom im Berg sorgten die beiden für ein brodelndes Melodrama, das den Soundtrack für eine eher antriebslose Nacht lieferte. Sänger Kuss jault seine Jeremiaden in die noch junge Nacht, sein Leidensbruder haut ihm fluoreszierende Bässe in den Magen.
Der darauffolgende Act, Jan Blomqvist, gab sich damit aber nicht zufrieden. Aus Selbstgeißelung wurde fast so etwas wie Selbstbeweihräucherung. Zumindest fühlte sich der gewebte Klangteppich des Deutschen in etwa so an. Aus der kalten Höhle im Dom wurde ein emsiger Ameisenhaufen. Blomqvist hat den Konzerttechno (wenn es so etwas wirklich geben sollte) erfunden, seine Songs sind die perfekte Untermalung für esoterische Motivationsvideos. Sogar dem schlimmsten Tanzmuffel droht da das Steppbein auszukommen.
Der eigentliche Geheimtipp der Nacht war „Honey Dijon“– Housiererin aus Chicago und Modeikone zugleich. Die Djane belebte mit ihrer süßsauren Mischung so manche betäubte Geschmacksknospe. Der Frühling ist also doch noch nicht vorbei. Zumindest blüht es am „Spring“noch bis Sonntag weiter. Julian Melichar www.springfestival.at