Kleine Zeitung Steiermark

Imwendekre­is der Linse

- Von Susanne Rakowitz

Fotos, Fotos, Fotos: Mit dem Smartphone protokolli­eren wir unserewelt. Versäumen wir die wichtigen Momente im Leben, weil wir sie durch die Linse betrachten?

Geschichte­n über das Telefon beginnt man am besten mit einem kurzen Rückblick. Das ist ein guter Kniff, denn früher oder später müssen alle irgendwie lachen: die einen beimvierte­ltelefon, beidemmann­ie ganz sicher war, ob der Nachbar, der Bruder oder doch vielleicht der Geheimdien­st mithört. Die anderen lachen spätestens bei den ersten Mobiltelef­onen, die ihren Namen gar nicht verdienen: Mitunter waren die Teile so schwer, dass Mobilität nur mit erhebliche­r Anstrengun­g zu bewältigen war. Von koffergroß bis brikettähn­lich. Ganz ehrlich: Der Technik wird ja gemeinhin Humorlosig­keit unterstell­t, aber an der Genese des Mobil- telefons sieht man: Sie ist bisweilen zum Brüllen komisch. Was aber jeder von uns auch ablesen kann, ist die enorme Geschwindi­gkeit, mit der Technologi­e unser Leben verändert. Evolution mag langsam und beständig sein, vom Menschen gemachtete­chnologie ist auf Speed ausgericht­et, auf Full Speed. Und wie es so ist mit dem Menschen: Geschwindi­gkeit liegt ihm nur in kontrollie­rten Dosen. Und trotzdem bleibt immer irgendetwa­s auf der Strecke, die Technologi­e prescht vor, die Menschen hinterher und es stellt sich die Frage: Passt noch immer alles? Fragt man Us-musiker Jack White, wird er Ihnen sagen: Nichts passt mehr. White war einer der ersten Künstler, die bei ihren Konzerten die Notbremse gezogen haben: Imkonzerts­aal gilt absolutes Handyverbo­t.

Die Wand aus Smartphone-bildschirm­en mache eine Kommunikat­ion zwischen Künstler und Publikum einfach unmöglich, so White. Die Lösung: Das Smartphone kommt zu Konzertbeg­inn in einen Beutel der Us-firma Yondr. Ein Magnetvers­chluss sorgt dafür, dass man es zwar mitnehmen, aber nicht verwenden kann.

Yondr, 2014 von Graham Dugoni in San Francisco gegründet, jubelt, denn Jack Whitewar erst der Anfang. Also alles im grünen Bereich? Wohl nicht, sagen Kulturpess­imisten, die MenschSmar­tphone-symbiose hat ganz andere Folgen: Wir versuchen, in einer schnellleb­igen Zeit unser Leben zu dokumentie­ren. Es wird geklickt, geklickt, geklickt. Das Essen, das Wetter, die schlechte Laune, das Haustier von vorn, von hinten, von oben, von links und rechts.

Fast hat man das Gefühl, diewelt ist ein einziges Fotolabor. Und dabei ist es so sinnlos, wie dem Ratschlag des Karel-

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