Perfekte Hände
Freundin habe ich, bei der sich noch nie ein privater Besuch absolvieren ließ, ohne dass sie im Gespräch anfängt, an ihren Händen herumzubasteln, Creme aufträgt, Häutchen abfitzelt, die eh schon perfekten Halbmonde ihrer Fingernägel nachfeilt, den eh schon makellosen Lack ausbessert. Die eigenen Hände sehen da bei vergleichender Betrachtung immer wie etwas aus, das man eigentlich nur zum Erdäpfelausgraben benutzen sollte. Im Büro, sagt diese Freundin, trügen alle perfekt manikürte Finger, und außerdem gefalle das ihrem Mann.
Dabin ich mir nicht so sicher. Empirisch lässt sich, glaube ich, höchstens bestätigen, dass Männer Frauen mit Händen mögen. Wie gebürstet und po- liert diese aussehen, ist ihnen egal, und alles, was zarter wirkt als die behaarten Pratzen des Biests in „Die Schöne und das Biest“, fällt ihnen nicht auf, weil es für sie wichtigere Dinge gibt als den Pflegegrad von Extremitäten.
Wer das nicht glaubt, soll sich in der Straßenbahn auf Männerfüße in Sandalen konzentrieren. Etliche von ihnen sehen aus wie etwas, das man in einem geerbten Kellerabteil aus einer modrigen Kiste gezogen hat. Maniküre dagegen ist etwas, das Frauen wegen Frauen machen. Weil sie einander eine Perfektion abverlangen, die Männer, selbst wenn sie ihnen auffiele, sich niemals einzufordern trauen würden. Sollten sie auch nicht, schon gar nicht die Sandalenträger. UB