„Attraktivität des Universitätssystems fehlt“
Leser kommentieren Gastbeitrag über Effizienz, Effektivität und Exzellenz an Österreichs Unis.
Außensicht „Die richtigen Dinge richtig machen“, 13. 6.
Das Richtige richtig machen würde voraussetzen, zu wissen, was das Richtige ist. Das ist keinesfalls einfach. Herrn Vitouch dürfte bewusst sein, dass es einer Verbesserung im Bereich der Universitäten bedarf. Man sollte aber Entwicklung, Forschung und Lehre differenziert betrachten. Wie so oft werden wirtschaftliche Begriffe in anderen Bereichen übernommen. Leistung, Effizienz, Produktivität usw. können nicht in derselben Bedeutung, wie sie Maschinen zugeordnet werden, auf die Fähigkeiten des Menschen angewendet werden. Weil eben zumbeispiel Musiker nicht effizienter spielen können, sondern bestenfalls genial!
Forscher wollen forschen! Wenn aber Geldbeschaffung, Bürokratie und Marketing im Vordergrund stehen, kann es für forschende Geister sehr mühsam werden. Aber eines kann der Staat sicher tun: erkennen, dass die Zukunft nur durch beste Forschungsbedingungen gesichert werden kann. Ein Beispiel: Die ETH Zürich hat pro Student einen Aufwand von rund 70.000 Euro bei 550 Euro Studiengebühren und rund 40 Studenten pro Professor, die TU Wien einen Aufwand von rund 7000 Euro und 220 Studierende je Professor.
Nicht die Effizienz fehlt, sondern die Attraktivität des Universitätssystems für motivierte Forscher!
DI Dr. Herbert Wiederschwinger,
Pörtschach/wien
Autoritätslastige Unis
Es ist aufschlussreich, wenn uns der Rektor der Universität Klagenfurt mit einigen Wortspielen die Stärken und Schwächen des zeitgenössischen Universitätsbetriebes zu charakterisieren versucht. Einige wesentliche Elemente haben freilich zumindest in dieser kurzen Darstellung gefehlt:
Die traditionelle Autoritätslastigkeit des hiesigenuniversitätsbetriebes lässt Schwächen und Fehler im System oft kaum erkennen. Kritikmöglichkeit und Transparenz, ein unverzichtbarer Bestandteil jeder prosperierenden, demokratischen Gesellschaft, werden damit in unserer Wissenschaftskultur wesentlich erschwert bis unmöglich gemacht.
Ein weiteres Zauberwort, das übrigens viele weitere Schulreformen auch im Pflichtschulbe- reich hinfällig machen könnte, ist „Engagement“. Wer einem Universitätsprofessor oder auch nur einem AHS- oder Pflichtschullehrer hundertprozentiges Engagement zutraut, was eigentlich vorausgesetzt werden sollte, muss nicht durch ständige Reglementierungen und Bewertungen von oben eingreifen.
Dr. Johannes Hofer, Kindberg
Noch viel zu tun
„Länger arbeiten, dafür länger frei“, 15. 6.
Es darf in Österreich nicht sein, dass Arbeitgeber bestimmen, wie lange Menschen zu arbeiten haben. Ein Arbeitnehmer, der nur acht Stunden arbeiten möchte, muss diese Möglichkeit in jedem Betrieb haben: Arbeitsstätten, die gerne einen Zwölf-stunden-tag hätten, sind verpflichtet, auch Personal mit dem Wunsch nach acht Stun-
den aufzunehmen. Sollte es diesbezüglich zu keiner Einigung kommen, muss der ZwölfStunden-tag verboten werden.
Generell wäre es wünschenswert und es ist auch an der Zeit, dass sich die österreichische Bundesregierung wieder mehr auf die Seite der Arbeitnehmerinnen stellt und nicht nur stur die Interessen der Industrie ins Auge fasst. Diesbezüglich ist noch viel zu tun.
Sonja Spangl, Stainz