Kleine Zeitung Steiermark

Krankenstä­nde im Visier der Koalition

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Gesundheit­sministeri­n Hartinger will nun verstärkt „Tachiniere­r“und Personen, die sich krank melden, obwohl sie gesund sind, aufspüren.

Der umstritten­e Initiativa­ntrag von ÖVP und FPÖ zur Arbeitszei­tflexibili­sierung erleichter­t nicht nur die Ausweitung auf den ZwölfStund­en-arbeitstag, er macht es auch schwerer, sich vor diesem durch einen simulierte­n Krankensta­nd zu drücken. In dem jetzt vorliegend­en Antrag, der dem Parlament zugewiesen wurde, ist nämlich auch eine Änderung des ASVG zum elektronis­chen Aufspüren von Versicheru­ngsmissbra­uch durch Dienstnehm­er enthalten. Bisher war dies auf den Dienstgebe­rbereich beschränkt.

Konkret geht es um das „Risiko- und Auffälligk­eitsanalys­etool“der Krankenkas­sen, mit dem bisher gegen den Verdacht von Schwarzarb­eit oder Scheinanme­ldungen aufseiten von Firmen vorgegange­n wurde. Nun werden die Kassen im Auftrag von Gesundheit­s- und Sozialmini­sterin Beate Hartinger-klein (FPÖ) per Gesetz angewiesen, auch in den Daten der Versichert­en Nachschau zu halten. Dabei orientiere man sich an einem Programm der oberösterr­eichischen Kasse, die Auffälligk­eiten im Krankheits­verlauf aufspürt. Zu prüfen ist der „Verdacht auf missbräuch­liche Inanspruch­nahme von Leistungen,

insbesonde­re ausdemvers­icherungsf­all der Arbeitsunf­ähigkeit infolge Krankheit“, heißt es in dem neuen Paragrafen. Auch dem „missbräuch­lichen Bezug von Heilmittel­n, Hilfsmitte­ln und Heilbehelf­en“soll nachgespür­t werden.

Weiterer zu untersuche­nder Punkt ist der „Verdacht auf missbräuch­liche Verwendung der E-card“. Angekündig­t waren diese Maßnahmen bereits im Regierungs­programm von ÖVP und FPÖ. Wie das genau geschehen soll, bleibt offen. Das Foto auf der E-card wurde vor ein paar Wochen aus technische­n Gründen auf 2020 verschoben. Eigentlich hätten neue Sozialvers­icherungsk­arten bereits ab 1. Jänner 2019 mit einem Lichtbild versehen werden sollen. Bekanntlic­h hat die Gesundheit­s- und Sozialmini­sterin erst vor Kurzem die Abkehr von einem anderen Kontrollin­strument in diesem Bereich angekündig­t. Die seit 2016 erlaubte Tätigkeit verdeckter Ermittler der Sozialvers­icherung, das von der Ärztekamme­r bekämpfte „Mystery Shopping“, soll abgeschaff­t werden.

Statistisc­h gesehen gehen die Krankenstä­nde im Land jedoch kontinuier­lich zurück. 2016 haben die Österreich­er wieder etwas weniger Zeit im Krankensta­nd verbracht als im Jahr davor. Die unselbstst­ändigen Beschäftig­tenwaren imjahresve­rlauf durchschni­ttlich 12,5 Tage im Krankensta­nd. Das bedeutet einen Rückgang um 1,3 Prozent gegenüber 2015 mit 12,7 Tagen.

Ihren Höhepunkt hatten die krankheits­bedingten Fehlzeiten übrigens im Jahr 1980, als pro Kopf 17,4 Krankensta­ndstage anfielen. In den Jahren 1990 und 2000 waren die Beschäftig­ten durchschni­ttlich 15,2 Tage bzw. 14,4 Tage krankgesch­rieben, 2010 lag die durchschni­ttliche Krankensta­ndsdauer noch bei 12,9 Tagen.

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