„Ich halte das Sudern nicht aus“
Politikbuch vorgestellt. Bundespräsident Van der Bellen plädiert für mehr Selbstvertrauen.
Na“, unterlegt er die folgende Frage mit einem siegessicheren Lächeln: „Haben Sie es verstanden?“Niemand im Saal nickt. Also übersetzt Alexander Van der Bellen den soeben in knorrigem Tirolerisch, Spielart Kaunertalerisch, vorgetragenen Satz selbst ins Schriftdeutsch.
Mit dieser Anekdote über die Bedeutung von Sprachen spannt der Bundespräsident an diesem Donnerstagabend einen weiten Bogen über das eigentliche Thema seines Referats bei der Präsentation des aktuellen „Steirischen Jahrbuchs für Politik“im Grazer Landhaus. Auch die Freiwillige Feuerwehr in Mürzsteg und deren Einsatzbereitschaft bei den jüngsten Unwettern kommen in Van der Bellenstour d’horizon vor; wie auch der legendäre Sieg des Fußballnationalteams über Deutschland in Córdoba anno 1978 und die „illusorischen Vorstellungen eines Comebacks alter nationalstaatlicher Souveränität in einer globalisierten Welt“. Das alles mixt der Bun- STVP/FISCHER despräsident für das Publikum zu einem rhetorischen Routenplaner aus der „tiefen Vertrauenskrise“, in der er Europa verortet: „Lassen Sie sich keine Identitätskrise einreden, eine europäische Identität steht nicht im Widerspruch zu einer regionalen“, plädiert er. Auch eine Spur mehr Selbstvertrauen täte dem Land gut: „Ich halte das Sudern nicht aus.“
Viele der Beiträge der 18. Folge des von einer Herausgeberschaft rund um den Politologen Klaus Poier editierten Jahrbuchs folgen der präsidialen Aufforderung zu mehr Zuversicht. In sechs Kapiteln werden abseits dertagespolitik prägende regionale, nationale und internationale Ereignisse und Entwicklungen des Jahres 2017 analysiert und kommentiert.
Ein Jahr, das Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer als „eines der Umbrüche“bezeichnet, in dem der Wunsch nach Stabilität und Sicherheit wachse. „Ja, es gibt Fragen in Europa“, so Schützenhöfer: „Ich hoffe, dass der Eu-ratsvorsitz Österreichs hilft, diese Fragen auszudiskutieren.“