Höchste Zeit für eine digitale Bildungsoffensive
aber doch wird auch im Bildungsbereich der Digitalisierung Rechnung getragen, angesichts der völligen Veränderung, die unsere Gesellschaft, ähnlich wie durch die Erfindungen des Buchdrucks oder der Eisenbahn, dadurch erfährt.
Es ist höchste Zeit, sich in allen Lebensbereichen diesen neuen Herausforderungen zu stellen. In einem Drei-säulen-programmsoll vorrangig die Jugend während ihrer Schullaufbahn digitalekompetenzenerlernen: Nebender Schaffung der notwendigeninfrastruktur ist dieausbildung eines digital kompetenten Lehrpersonals sowie die Entwicklung neuer Lehrinhalte (z. B. Gamebased Learning) ein absolutes Muss. Dabei geht es weniger darum, das technische Handling zu erlernen, als etwas über neue Einsatzmöglichkeiten zu erfahren und sich kritisches Denken anzueignen. Erstaunlicherweise bleibt bei der neuen Digitalisierungsoffensive 4.0. der Regierung der Universitätsbereich ausgeklammert, obwohl auch hier – naturwissenschaftliche und technische Studien ausgenommen – großernachholbedarf besteht. Nach wie vor steht hier ein praxisferner Frontalunterricht, gekoppelt mit dem sturenauswendigbüffeln von Unmengen an Skripten im Vordergrund.
Viel zu spät wurde mit Zulassungsbeschränkungen für bestimmte Fächer auf die damit einhergehenden Studierendenströme reagiert: Während in bestimmten Bereichen bei Akademikern hohe Arbeitslosenzahlen (ca. 23000 im März) vorherrschen, klagt diewirtschaft über Fachkräftemangel. Hier wurde der Slogan „Karriere mit Lehre“durch „Lehre mit Matura“ersetzt und damit eine für die arbeitswillige Jugend nicht relevante Zielrichtung vorgegeben.
Gros aller Lehrlinge hat nämlich nicht das Studium (die meisten haben die Schule „satt“), sondern den Aufstieg im Beruf mit den damit verbundenen finanziellen Vorteilen im Auge. Ziel müsste es deshalb sein, Maturanten und Akademiker zu motivieren, zusätzlich unter vereinfachten Bedingungen einen Beruf zu erlernen; davon würden alle Seiten – Betriebe, Studierende, Auszubildende – wesentlich profitieren!
lehrt aminstitut für Erziehungs- und Bildungswissenschaften der Universität Graz
Erstaunlicherweise bleibt bei der neuen Digitalisierungsoffensive 4.0 der Regierung der Universitätsbereich ausgeklammert.