ERDBAU IM PORTRÄT Der Erdbau-fachbetrieb
Der Tätigkeitsbereich des „Baugewerbetreibenden, eingeschränkt auf den Erdbau“(Erdbauer) ist ein ganz besonderer Teilbereich des Baumeistergewerbes.
Wissen, Verantwortung, Verständnis für Hightech-maschinen und ein untrügliches Gespür für Materialien, Bodenbeschaffenheit und insbesondere Kenntnisse des BAWP 2017 (Bundesabfallwirtschaftsplan) sind die Voraussetzungen für die Durchführung von Erdbauarbeiten.
Johann Taucher, Berufsgruppensprecher in der Landesinnung Bau der Wirtschaftskammer Steiermark, im Gespräch. JOHANN TAUCHER: Unser Gewerbe beginnt bei jeder Form von Erdbewegung und geht bis zu baulichen Maßnahmen, die mit den Materialien der Erdkruste zu bewerkstelligen sind. Dazu gehören traditionell der Bau von Teichanlagen, Bach- und Flussregulierungen, aber auch Steinschlichtungen und Bohrarbeiten. Weiters führen wir Entwässerungen in Form von Drainagierungen und die damit verbundene Verlegung von Leitungen aller Art durch. Auch dass der gesamte Aushub und die Geländemodellierungen zu unserem Fachbereich zählen, ist weithin bekannt, weniger bekannt ist jedoch, dass alle Arten von Abbrucharbeiten aufgrund einer vorliegenden Planung befugter Personen (z. B. Baumeister) und die damit verbundene Entsorgung ebenfalls einen Leistungsbereich des Erdbauers darstellen. hub-grabarbeiten über 1,25mtiefe oder Abbrüche von Bauwerken… gehören nicht zur „Erdbewegung“. Ebenso die Errichtung von Straßen bis zum Schotterkoffer und der gesamten Unterkonstruktion gehört damit nicht zur Erdbewegung, sondern zum Erdbau. In der Tat. Diese Tätigkeiten verlangen genaue Kenntnisse der Abfall- und Recyclingverordnung bzw. der ÖNORM B 3151. Sobald eine Gebäudeanlage abbruchreif ist, wird sie sozusagen zu einer sekundären Rohstoffquelle. Mittels rückbaukundiger Fachperson werden die darin verbauten Materialien analysiert und ein Abbruchkonzept erstellt, das die Wiederverwertung bzw. das Recycling möglichst vieler Rohstoffe als Wertstoffe erlaubt. Die damit verbundene Entsorgung und Zuführung für eine Wiederaufbereitung bzw. allenfalls auch eine Deponierung ist der wichtigste Teil dieses Konzeptes. Schließlich soll für den Kunden eine möglichst effiziente und kostengünstige und für die Gesellschaft eine möglichst nachhaltige und ressourcenschonende Verwertung von Baurestmassen und Abbruchmaterial erarbeitet werden. Wichtig sind nicht nur daswissen um Materialien und die Auswirkungen der Bodenmechanik, sondern auch das Know-how bodenmechanischer Gutachten oder statische Berechnungen von Baumeistern oder Ziviltechnikern richtig lesen und interpretieren zu können. Außerdem gehören ein Gespür für Bodenverhältnisse und Materialien sowie die feinfühlige Steuerung und Bedienung von Baumaschinen dazu. Der Erdbau ist inzwischen durchaus ein Hightech-beruf. Wir sind ständig auf der Suche nach Baggerführern, die heutzutagemehr und mehr einen fahrenden Roboter bedienen. Auch das gesamte Zubehör und die verschiedenen einzusetzenden Werkzeuge eines Baufahrzeuges haben aus einem Bagger ein Hightech-gerät gemacht. Nun, wer mit Lehm und Wasser ein Problem hat, für den sind Erdbauarbeiten wohl auch heutzutage nicht das richtige Umfeld. Aber die Tätigkeit selbst ist über weite Strecken jene einer HightechSchnittstelle zwischen Mensch und Maschine. Die Einschätzung von Bodenschichten, die Bewältigung und Bewegung von Erdmassen und die Errichtung von Erdbauwerken mit gigantischem Volumen sind ein faszinierender Tätigkeitsbereich und ein zukunftssicherer Beruf, bei dem man mit vielen innovativen Technologien in Berührung kommt.
KONTAKT UND INFO:
Landesinnung Bau, Körblergasse 111-113, 8010 Graz, Tel. (0316) 601487, baugewerbe@wkstmk.at, www.stmk.bau.or.at