Radikalismus soll schon im Keim erstickt werden
Pilotprojekt unter Federführung der Polizei sucht den Dialog mit den Migrantengruppen. Damit will man Konflikte frühzeitig vermeiden.
Wie das Projekt funktionieren könnte, erklärt sein Erfinder Chefinspektor Werner Miedl anhand eines Beispiels. Eine Gruppe Syrer, mit denen er in Kontakt stand, wurde aktiv von einer Grazer Moschee angeworben. „Wir wussten, dass es mit dieser Moschee Probleme gibt. Also haben wir als Polizei den Leuten geholfen, einen eigenen Verein zu gründen und einen Gebetsraum zu finden.“
Gegen Radikalisierung und Polarisierung ist das österreichweit einzigartige Pilotprojekt gerichtet, das in der Steiermark aus der Taufe gehoben wurde. Unter Federführung der Polizei (Präventionsplattform „Gemeinsam.sicher“) vernetzen sich darin bereits bestehende Initiativen und es werden neue geschaffen. Das gemeinsame Ziel: Migranten und darunter vor allem die muslimischen stärker in die Mehrheitsgesellschaft einzubinden und ihnen die hier geltenden Regeln und Normen zu verdeutlichen.
Das Pilotprojekt läuft vorerst in den eher urbanen steirischen Regionen, also Graz, Leoben, Bruck und Kapfenberg. Beackert werden jene Felder, wo
die meisten Probleme entstehen: Das sind die Pflichtschulen, die Spitäler, der soziale Wohnbau samt öffentlichem Raum und das AMS. Die dahinterstehenden Institutionen sind als Partner eingebunden, dazu holt man Experten aus allen Fachbereichen ins Boot. Opera- tiv umgesetzt wird es von den Stadt- oder Bezirkspolizeikommandanten.
„Ja, es bedeutet eine zusätzlichebelastung für die Polizisten. Aber die Arbeit, die man vorher macht, hat man hinterher nicht mehr“, wirbt Miedl um Verständnis. „Auch das kann moderne Polizei sein“, unterstützt ihn Landespolizeidirektor Gerald Ortner. Nach einem Jahr wird das Pilotprojekt evaluiert und eventuell auf die ganze Steiermark ausgeweitet. Initiator Miedl bittet um Nachsicht: „Es ist einversuch, der da und dort funktioniert. Aber es passieren auch Fehler.“