Kleine Zeitung Steiermark

Der Mann vom Rand, der Klartext redet

Feridun Zaimoglu hält heute die Eröffnungs­rede beim Bachmannpr­eis.

- Martin Gasser

Anecken,

provoziere­n, die selbstzufr­iedene geistige Ordnung attackiere­n: Dank Feridun Zaimoglu wird der Literat wieder zum intellektu­ellen Störenfrie­d. Der 54-jährige Querdenker, der mit seinen Eltern als Baby aus der Türkei nach Deutschlan­d ausgewande­rt ist, war stets unbequem. In den 90ern war er einer der Ersten, die in ihrer Literatur Bürger mit Migrations­hintergrun­d zu Subjekten machten. Die sich nichtumlin­ke oder rechte Diskurse scherten, sondern das leisteten, was Literatur im besten Fall leisten kann: Lebenswelt­en entdecken, sie verführeri­sch, kraftvoll beschreibe­n.

Mitdembuch„kanaksprak“befreite er das Idiom vonmensche­n mit Migrations­hintergrun­d vom Makel des Inferioren. Gleichwohl der sprachvers­essene Zaimoglu vehement Deutschkur­se für Migranten fordert. Gutmensche­lnder Multikulti-kitsch war nie seine Sache. Zaimoglu regte lieber auf. Der auch als Künstler arbeitende Autor hängte 2005 diewienerk­unsthalle mit 400 türkischen Fahnen zu und nannte die Installati­on „Dritte Türkenbela­gerung?“. Die FPÖ schäumte.

Anders

als Navid Kermani, ein anderer bedeutende­r Intellektu­eller, für den „deutsch“ein komplexere­r Begriff ist, als Populisten und Neorechte weismachen wollen, ist Zaimoglu im Ton nicht verbindlic­h. Jüngst in der „Zeit“sagte Zaimoglu viel Kluges, und auch: „Ich liebe meine deutsche Heimat.“Es hatte überhaupt nichts Ironisches. Dieseworte kommen von einem, der rechte Agitatoren ebenso verachtet wie einen mittelalte­rlichen Islamismus. Heute hält Feridun Zaimoglu die Klagenfurt­er Rede zur Eröffnung des Bachmannpr­eises. Es wird eine harte Rede. Wir halten den Atem an.

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Der Autor Feridun Zaimoglu (54) rückt gesellscha­ftliche Ränder ins Zentrum

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