Gerettet, aber nicht geborgen
Das lange Bangen im Höhlengefängnis: Die Evakuierung der in thailändischer Höhle eingeschlossenen Kinder kann Monate dauern. Zuvor sollen sie tauchen lernen.
Hey ihr, danke, danke!“Das waren die ersten Worte, mit denen die britischen Taucher Johnvolanthen und Richard Stanton begrüßtwurden – von schon tot gemeinten Teenagern, die seit zehn Tagen in der überfluteten Tham-luang-höhle nahe Chiang Rai in Nordthailand vermisst waren.
Nicht, dass die Kinder völlig am Ende sind, als ihre Retter plötzlich mit Taschenlampen aus dem schwarzenwasser auftauchen. Sie seien „hungrig, hungrig!“, rufen die Buben. Betäubt von den ersten Lichtstrahlen seit zehn Tagen fragen sie desorientiert, wie lange sie schon in der Höhle seien. Doch keine Spur von Panik. Einer der Gruppe fragt die Retter: „Where you come from?“– woher seid ihr? Den beiden Briten ist klar: Die Kinder sind zwar abgemagert, aber auch zäh und haben in der ausweglosen Situation das einzig Richtige gemacht. „Ihr seid sehr, sehr stark“, ruft ihnen Volanthen zu, der die dramatischen Szenen auf Video fest-
Hunderte Helfer arbeiten im Bereich der Höhle an der Rettungsaktion – hier wird eine Zufahrtsstraße für schweres Gerät angelegt
AFP
Volanthen und Stanton, die auf Bitte Thailands anreisten, zählen zu den Besten der Welt. Am späten Montagabend Ortszeit der Durchbruch: Die Extremtaucher hatten es nach einem sechsstündigen Alleingang geschafft, die Vermissten zu orten. Dazu hatten erst engste Passagen ausgemeißelt gehört, uner- fahrene Taucher wären wohl in klaustrophobische Panik verfallen, wenn sie durch brauntrübe Passagen zu tauchen hätten.
Die eingeschlossene Gruppe hatte nicht wie erwartet in der Pattaya-beach-höhlenkammer Zuflucht gefunden, musste sich vor den ansteigenden Wassermassen noch weitere 400Meter in einen höher gelegenen Schacht retten. Entsprechend riskant wird die Evakuierung: Der Höhleneingang, wo schon 13 Krankenwagen bereitstehen, liegt rund drei Kilometer entfernt. Dazwischen liegen Gefahren, die auch Höhlenexperten an ihre Grenzen bringen.